..... trotz aller Krisen im Leben einfach irgendwie weiter zu machen, nie auf zu geben, und selbst in dunkelter Stunde immer noch über sich selbst lachen zu können!
Ich kann mich nicht erinnern wann je im Leben etwas so dermaßen anstrengend gewesen wäre wie die vergangenen Wochen. Neben vielen weiteren Arztterminen haben wir uns außerdem noch mit dem Jobcenter herum schlagen müssen. Es mussten ständig Unterlagen von hier nach da geschafft werden. Außerdem war ich bei drei verschiedenen Beratungsstellen, habe mir Informationen Hilfestellungen und Orientierung geholt.
Und ganz nebenbei haben wir trotz allem immer noch versucht Zeit für uns selbst zu finden.
So waren wir bei lieben, für mich ganz neuen Freunden, oder haben uns diese sündhaften Waffeln gegönnt!
Um uns den Alltag auf die letzten Tage vor der großen Operation noch etwas zu erleichtern hat eine sehr engagierte Dame einer Sozialberatung uns leihweise, ohne großen bürokratischen Aufwand, einen Rollstuhl verschafft.
Außerdem war die Dame tief davon beeindruckt welche Gedanken ich mir um das seelische Wohlergehen meiner Jungs mache und wie ich gedenke uns Freiräume zu verschaffen, so daß wir nun Jahreskarten für den Zoo bekommen werden.
Die Beratungen, aber auch lange Gespräche mit Freunden, Zuspruch und Rückhalt sowie die Bereitschaft uns helfen zu wollen, haben mich unglaublich gestärkt. Inzwischen habe ich meine Krise überwinden können und gehe mit neuem Mut und frischem Selbstbewusstsein an die Situation heran.
Was für Außenstehende erst einmal sehr dramatisch aus sieht, hat uns das Leben und vor allem das fort kommen doch enorm erleichtert.
Es ist unglaublich wie blöd so manch ein Zeitgenosse, der uns bisher ungefragt mit wenig hilfreichen Kommentaren oder Meinungen das Leben schwer gemacht hat, plötzlich aus der Wäsche gucken kann wenn man diese mit einer so endgültigen Realität wie einen Rollstuhl konfrontiert!
Tiefe Genugtuung hat mir das verschafft, und mich regelrecht in Hochstimmung versetzt. Der Gatte und ich haben miteinander geflaxt und viel gelacht, wenn wir zusammen durch die Stadt gezogen sind.
Mit dem Rollstuhl haben wir uns schnell anfreunden können. Wir haben Bus- Straßenbahn- sowie S-Bahn fahren damit geübt. Außerdem haben wir versucht Tauben zu überfahren und in der Menschenmenge niemandem die Schienbeine zu brechen. Wie kleine Kinder haben wir uns benommen.
Nur leider war der Rollstuhl halt nicht an uns angepasst, und so war dies alles vor allem für mich als Schieber teilweise auch ganz schön anstrengend. Ich habe Muskelkater an Stellen, von denen ich nicht mal wusste daß da überhaupt Muskeln sind!
Sprüche der Woche:
1) Auf die Frage alles gut? : Gut ist relativ!
2)Fitness Studio? Überflüssig. Ich habe einen Mann im Rollstuhl!
3) Jeder, der wissen möchte wie schwer sein Partner ist, der setze ihn in einen Rollstuhl und unternehme dann mit Öffentlichen Verkehrsmitteln einen Ausflug nach Köln.
Am nächsten Morgen weiß man es dann!
Eine kleine Bedingung mussten wir noch als Dank für den Rollstuhl erfüllen:
Wir sollten noch einen letzten und gezielten Familientag gestalten, bevor der Gatte in die Klinik geht!
Aufgrund von bemerkenswert miesem Wetter haben wir uns für das Rautenstrauch Joest Museum entschieden. Und natürlich war Wuffi, meine kleine persönliche Foto Challenge, auch mit dabei. ;-)
Der Tag gestaltete sich leider nicht ganz so entspannt wie er hätte sein können.
Der Teenager hat es schwer derzeit, und das äußert sich leider auch in seinem Verhalten. Nach einer kleinen Ansprache meinerseits hat er sich dann etwas mehr Mühe gegeben sich an seine eigentlich guten Manieren zu erinnern.
Dennoch haben die Kinder diesen Tag gebraucht.
Außerdem konnten sie sich so ohne Not und Verzweiflung an den Rollstuhl gewöhnen.
Lacher des Tages:
Kind: "Wo ist der Papa?"
Ich: "Keine Ahnung. Der rollt hier irgendwo herum."
Diese Fadenvorhänge waren gar nicht so einfach für den Gatten.
Denn die Lücken in dem Labyrinth waren schmaler, als der Rollstuhl breit war......
Der Teen hatte derweil in den Klangwelten einen kleinen, aber heftigen emotionalen Durchhänger.
Jene Krise die ich bereits hinter mir lassen konnte, erreicht bei ihm gerade erst ihren Höhepunkt. Gut daß Wuffi dabei war. Der hat es richten können. :-)
Suchbild des Tages:
Wo ist das Wuffi?
Wuffi hatte einen ebenso erlebnisreichen Tag wie die Kinder des Hauses. ;-)
Dieses Bild hier werde ich der guten Fee von der Sozialberatung als Beweis und Dankeschön überreichen:
Zum Abend hin waren wir dann alle zusammen noch mal auswärts essen.
Nichts wildes oder glamouröses, aber jeder hat sich das aus suchen können was er gerade wollte (oder brauchte). ;-)
Darüber hinaus haben wir uns aber noch mehr gutes getan.
So haben drei von uns noch mal eben neue Handys bekommen.
Weil das Kind sich sooooo sehr ein Handy gewünscht hat.
Weil das Gerät vom Gatten doch inzwischen einige Macken hatte.
Weil mein Handy inzwischen so alt war, daß es noch Tasten hatte und ich Ewigkeiten für eine SMS gebraucht habe.
Und damit wir die nächste Zeit halt alle schnell mal miteinander Whats Appen können!
Der vierte im Bunde durfte sich als Ausgleich dann die gewünschten Kopfhörer leisten.
Außerdem wurden meine Wollvorräte noch schnell aufgefüllt.
Aus diesen drei gleich gefärbten Strängen werde ich mir einen Umhang in Deckengröße stricken. Ich habe ja nun etliche einsame und wahrscheinlich auch schlaflose Nächte vor mir.
Und aus diesen sehr stimmungsbezogen ausgesuchten Wollis werden ausschließlich Socken werden. Zwei für Freunde, zwei als bereits geplante Weihnachtsgeschenke, und zwei (hoffentlich) für mich selbst.
Und nun möge kommen, was immer auch kommen mag.
Ich weiß welche Hilfestellungen ich wo bekommen kann.
Unser Freundeskreis steht bereit um mich auf zu fangen, sollte ich fallen oder den Mut verlieren.
Mit den Lehrern der Jungs hat es lange Gespräche gegeben und wir haben Sondervereinbarungen getroffen.
WIR WUPPEN DAS!
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