Sonntag, 28. Juli 2019

Stinos für Alex (1)

Alex ist eine sehr liebe Freundin der Familie, die leider etwas weiter weg (Konstanz) im Exil lebt.
Im Herbst letzten Jahres war sie für einige Tage in Köln, und wünschte sich von mir "ein paar warme Socken ohne viel Schnick Schnack" welche man "Abends im Bett einfach so runter ziehen könne".
Leider war ich im Herbst jedoch bereits mitten in der Weihnachtsproduktion und musste daher erst einmal vertrösten.


Alex ist aber auch einer der wenigen Menschen, der sieht unter welchen enormen Belastungen wir als Familie durch die Erkrankung des Gatten stehen ohne dass wir das umständlich erklären müssten. Und für Sätze wie "vor Dir sollte man einfach nur ganz tief den Hut ziehen" bin ich unendlich dankbar.
Weil Alex derzeit selbst auch mit einigen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat, habe ich   nicht nur ein Paar Socken, sondern gleich fünf Paar Socken für sie gestrickt. Und weil Alex eine LGBTI ist, musste natürlich auch mindestens ein Paar Regenbogen Socken dabei sein.


Begonnen habe ich, wie immer bei Stinos, mit einem einfachen Rippenbündchen.


Nach dem Schaft habe ich eine hübsche Herzchenferse gearbeitet.


Und nach dem Fuß die einfache Bandspitze.


Verstrickt habe ich Reste aus diesen beiden Knäueln Opal Surprise Regenbogen Sockenwolle, welche ich da ich zwei Knäuel hatte synchron laufen lassen konnte.


Kombiniert habe ich mit diesem Knäuel Opal Relief mit dem Namen Welle.


Gestrickt hatte ich dieses Paar Stinos bereits im Herbst letzten Jahres. Weil Stinos in Gr.38 echt schnell gemacht sind, und ich unbedingt diese Farbkombination ausprobieren wollte.
Geshootet habe ich dann im November bei ganz tollem Herbstlicht an der Rhein Promenade der Kölner Altstadt mit Blick zur Hohenzollernbrücke.


Für dieses Paar Socken habe ich kein Mini Söckchen gestrickt. Denn es war ja von Beginn an geplant dass Alex mehr wie nur dieses eine Paar bekommen sollte, und aus einem Garn mit solch langem Farbverlauf lassen sich leider keine vernünftigen Minis erarbeiten.




Samstag, 20. Juli 2019

Cologne Pride 2019 - 50 Years of Pride, Viele. Gemeinsam. Stark!

Die Wochen rund um den CSD haben uns mal wieder ganz schön auf Trab gehalten. Und tun es noch! Es ist einfach so unglaublich viel passiert.

Im Vorfeld des CSD war unser Teenager mal wieder im WDR zu sehen.
Dieses mal ganz ohne Mütze, und sogar namentlich genannt, in der aktuellen Stunde.
Berichtet wurde über Homophobie, und im Zusammenhang dessen über einen Freund vom Teenager der vor einiger Zeit nur wenig entfernt vom Anyway des Nachts zusammen geschlagen wurde. Der Teenager hat dabei ein Statement gegeben, was solche Vorfälle ganz persönlich und emotional mit ihm machen. Außerdem wurde sogar sein Regenbogen Club in dem Bericht erwähnt.


Der WDR berichtet eigentlich sehr LGBTI freundlich und offen über solche Themen. Bemüht sich um Aufklärung und Toleranz. Trotzdem erlebte der Teenager nur wenige Tage nach diesem Beitrag eine Situation, die fast schon als übergriffig betrachtet werden kann.

An einer Bushaltestelle wurde er von einer Dame darauf angesprochen, ob er sich das nicht doch noch mal überlegen wolle, mit dieser Entscheidung die er getroffen hätte. Es gäbe da ja wirksame Therapien dagegen, die ihn wieder normal werden ließen. Und fragte auch, was wir Eltern denn davon halten würden, wie er jetzt sei. Der Teenager verwies darauf dass es keine Entscheidung sei schwul zu sein, und dass wir als Eltern damit auch kein Problem hätten. Die Dame erwiderte daraufhin, dass sie das nicht akzeptieren könne, und zitierte dann aus der Bibel.

Der Teenager hat das einzig richtige getan, und die Dame einfach stehen gelassen. Mit solchen Leuten kann man einfach kein vernünftiges Gespräch führen.
Was gibt diesen Leuten eigentlich das Recht sich völlig ungefragt in das Leben ihnen fremder Menschen ein zu mischen? Und darüber hinaus als Erwachsener reiferen Alters, einfach so einen minderjährigen Teenager derart an zu gehen?!?
Nach der Beschreibung des Teenagers weiß ich sogar ganz genau um welche Dame es sich handelt. Leider habe ich sie seitdem noch nicht wieder gesehen. Ich würde zu gerne ein Gespräch mit ihr führen, und sie fragen wie ihr Umfeld es denn so findet, dass sie ihr Leben als Frau im Jahre 2019  nach einer 2000 Jahre alten Religion und deren mittelalterlichen Gesetzen ausrichtet. Und ich würde mir wünschen, dass sie sich darüber empört was ich mich in ihre Angelegenheiten ein mische. Denn dann könnte ich ihr sagen, wie empört ich darüber bin, dass sie als fremde Person meinem Sohn eine Koversionstherapie vor schlägt!



Der Teenager hat übrigens den Mut gehabt, seinen Regenbogen Club beim Cologne Pride als eigenständige Fußgruppe zum CSD an zu melden.
Um niemanden zu benachteiligen werden die Startnummern jedes Jahr aus neue per Los entschieden. Der Teenager hat dabei die Startnummer 18 erhalten.

Sartnummer 18!
Von 148 Gruppen! Also so ziemlich am Anfang.
Die Jugendlichen waren danach natürlich ziemlich aufgeregt.

Meine erste Reaktion darauf war: Habt ihr jetzt eigentlich ein Banner?
Schon im Frühjahr hatte ich der Truppe angeboten mit ihnen ein Banner zu gestalten. Aber der Teenager lehnte zunächst ab, und wollte es selbst organisieren. Doch dann haben sie am ⇨ Video Projekt gearbeitet und für das Banner keine Zeit mehr gehabt.
Also haben wir mal eben unseren Familientisch zur Kreativ Werkstatt umfunktioniert. Mit Baumwollstoff, Acrylfarbe, zwei Besenstielen und der Nähmaschine haben wir auf die schnelle noch ein tolles Banner gezaubert.
Außerdem haben wir für die Jugendlichen eine Sammelbestellung an Pride Flaggen getätigt, denn in vielen Familien werden sie leider überhaupt nicht unterstützt. Jede einzelne Flagge haben die Jugendlichen übrigens von ihrem Taschengeld zurück gezahlt. Dies nur so als Hinweis darauf, dass viele Erwachsene der Meinung sind es wäre "nur eine Phase" oder "nicht wirklich Ernst, weil es gerade Hipp sei nicht Hetero zu sein"!


Der ursprüngliche Plan war eigentlich, die Buchstaben in Uni in der Abfolge des Regenbogen zu gestalten. Doch beim durch zählen fiel mir auf, dass wir nur 11 Buchstaben haben. Das heißt, jede Farbe wäre zwei mal vorhanden gewesen bis auf eine. Als ich versucht habe mir das bildlich vor zu stellen, musste ich plötzlich an die Happy Birthday Schriftzüge denken die wir früher zum Kindergeburtstag aufgehangen haben.
Die Jugendlichen sollten und wollten ja aber Ernst genommen werden. Also musste etwas anderes her. In mühevoller und stundenlanger Detailarbeit habe ich dann in jeden einzelnen Buchstaben einen eigenen Regenbogen hinein gepinselt. Ein Aufwand der sich auf alle Fälle gelohnt hat! Denn es sah nicht nur optisch richtig toll aus, das Banner war im Trubel und zwischen den vielen Menschen auch richtig gut zu sehen und ein absoluter Blickfang.


Am CSD Sonntag haben wir uns dann mit ganz vielen LGBTI Freunden am Neumarkt positioniert, und damit einen eigenen Fan Club für die Truppe gestellt.
Es war ein unglaublich tolles Gefühl als das Banner des Rainbow Club zum ersten mal über den Köpfen der Menschenmenge auf tauchte!

Ich muss leider gestehen dass ich für die tollen ⇨ DraX Cologne nicht wirklich einen Blick übrig hatte. Zu sehr war ich auf die Truppe des Teenagers fixiert. Dabei kam gerade aus dieser Gruppe in den Tagen nach dem CSD ein ganz unglaubliches Angebot an uns. Aber dazu erzähle ich später mehr.


Ladys and Gentlemens
Ich präsentiere: den Rainbow Club der Gesamtschule Holweide! *applaus*
Dank der von uns organisierten Pride Flaggen eine richtig tolle bunte Truppe.


Als die Gruppe für mich am posen war, brach rund um mich herum ein unglaublicher Jubel bei den Menschen aus. Die Teenager wurden beklatscht, bejubelt und gefeiert! Gänsehaut pur, sage ich euch!

Außerdem hat es mich unglaublich mit Stolz erfüllt zu sehen wie unser Teenager seine Truppe ganz souverän durch die Demo geführt hat. Außer ihm hatte niemand CSD Erfahrung, und teilweise waren die Kids erst süße 13 Jahre jung. Er hat das unglaublich toll gemeistert.


Die Schulleitung hat übrigens erst kurz vor dem CSD von der Anmeldung erfahren.
Der Teenager war so mutig und hat eigenmächtig gehandelt. Da es sich hier streng genommen um die Freizeit der Jugendlichen handelt, konnten sie natürlich auch nicht mehr ein schreiten. Hätten sie es dennoch versucht, hätte dies zwar niemanden aufhalten können, aber wir hätten wohl den Zusatz "Gesamtschule Holweide" nicht im Banner geführt.
Zu unserer großen Freude waren allerdings zwei Lehrer des Teenagers beim CSD und haben sogar mit der Truppe vor einem Zeitungsfotografen posiert.


Jedes Jahr gibt es rund um den CSD ein Thema, eine bestimmende Diskussion, die mich schier in den Wahnsinn treibt und sowohl am Verstand wie am Mitgefühl meiner Mitmenschen zweifeln lässt.
2017 war es die Ehe für alle. 2018 die Diskussion darüber, ob es jetzt (Ehe für Alle) denn überhaupt noch einen CSD braucht. 2019 wurde ich überall damit konfrontiert dass Menschen, die selbst nie einen CSD besucht hatten, der Ansicht waren dass dort "eh nur nackte Männer und Männer in Frauenkleidern" herum laufen würden. Oder dass die CSDs ja schon lange keine Demonstration mehr seien, sondern nur noch eine riesige Party.
Und damit wären wir bei einem Thema, welches auch in meinem letzten Posting zum Schulprojekt bereits kurz angeschnitten wurde.

Warum hegen so viele Hetero Menschen solch gravierende Vorurteile gegenüber LGBTIs und den CSDs?
Meiner Meinung nach liegt dies zu ganz großen Teilen an der mangelnden und recht eingeschränkten Berichtserstattung in den Medien. Und hier ganz unabhängig davon ob es sich um Print- oder Online Medien, oder gar TV Formate handelt.

Der Fotograf oder Kameramann vor Ort ist natürlich vornehmlich an Motiven interessiert, welche sich als Bild gut verkaufen lassen. Immerhin bestreitet er seinen Lebensunterhalt damit.
Die Medien und Presseagenturen sind vornehmlich an Bildern interessiert, welche eine gewisse Aufmerksam erregen, weil sich damit ihr Format/Medium verkaufen lässt. Und schon sieht man z.B. in der Tagesschau um 20 Uhr ein paar hübsch zurecht gemachte Drag Queens, aber von den anderen 99% der Teilnehmer so gut wie nichts.
Ebenso wird in den Nachrichtenformaten nur selten über die politischen Botschaften eines CSD berichtet, welche zum Teil die wirklich einfachsten und selbstverständlichsten Menschenrechte beinhaltet.

Jedes Jahr findet der CSD unter einem neuen Motto statt.
2017 war dies "Nie wieder!" mit deutlichem Bezug der Homosexuellen Verfolgung unter den Nazis und dem §175. 2018 machte man mit "Coming out in deinem Style" ganz besonders der jungen Generation großen Mut. 2019 stand der Cologne Pride unter dem Motto "50 Years of Pride - Viele. Gemeinsam. Stark!" womit man an die Proteste und die Revolte rund um das Stonewall Inn in der New Yorker Christopher Street in Jahre 1969 erinnert.
Jedes Motto für sich stellt weit mehr dar, als nur ein Grund eine riesige Party zu feiern!


Natürlich sind die Drag Queens toll an zu sehen und immer ein lohnendes Fotomotiv.
In den aufwendigen Kostümen steckt unglaublich viel Zeit, Arbeit, Aufwand, und nicht zuletzt auch Geld. Da kommen schnell auch vierstellige Summen zusammen. Von der Zeit und dem Aufwand den es braucht um sich so zurecht zu machen (Make Up, Haare) mal ganz zu schweigen.
Die Drag Queens haben ihren Platz bei den CSDs dieser Welt völlig zu Recht. Sie genießen diesen Tag und ihren Auftritt in vollen Zügen. Und sollten das auch dürfen!

Was mir persönlich in Diskussionen um und über Drags oder halbnackte Männer völlig fehlt, ist der Aspekt dass diese Menschen einfach Spaß und Freude empfinden bei dem was sie tun. Außerdem wird übersehen, dass diese Menschen sich nur zu bestimmten Anlässen in ihren Fummel schmeißen, im Alltag jedoch völlig unauffällig mitten unter uns leben. Oder seid ihr beim Einkaufen im Supermarkt schon mal einem halb nackten Mann in Ledergeschirr begegnet?
Die allermeisten Menschen haben leider überhaupt keine Vorstellung davon, dass die Kassiererin ihres Supermarkts vielleicht lesbisch, oder der nette Bankkaufmann hinter dem Tresen schwul sein könnte. Und erschreckend viele Heteros kennen nicht einmal den Unterschied zwischen Travestie und Transgender.

So wie diese Gruppe hier, verkörpern viele Drags mit ihren Outfits bei den CSDs auch eine politische Botschaft. Dargestellt werden hier  Miss Afganistan, Miss Saudi Arabien, Miss Sudan, Miss Syrien, Miss Shangrilah, Miss Katar, Miss Brunei, Miss Iran, Miss Nigeria, und Miss Jemen. In Ketten! Denn in diesen islamisch geprägten Ländern sind Homosexuelle von der Todesstrafe bedroht.
Wenn es solche Outfits braucht um auf diese Menschenverachtung aufmerksam zu machen, die manche Heteros offenbar nur als Provokation verstehen, ja, warum dann eigentlich nicht?


Um einmal in Zahlen zu reden:
An der Demo selbst nahmen ca 30.000 Teilnehmer in insgesamt 148 ganz unterschiedlichen Gruppen teil. Am Wegesrand standen etwa 1.2 Mio Zuschauer. Damit hat der CSD in Köln, der Cologne Pride, wieder einmal seinen Rekord vom Vorjahr knacken können und sich außerdem zum zweitgrößten CSD der Welt erhoben. Nur der CSD in New York ist noch größer. Der größte CSD Europas war der Cologne Pride eigentlich schon immer, oder zumindest seit ich mich daran erinnern kann. Aber wird angemessen, und vor allem ausführlich in Medien oder Nachrichten darüber berichtet? Nein!

99% der Teilnehmer und Zuschauer sind ordentlich und angemessen bekleidet, tauchen in der Berichterstattung jedoch nie auf. Wären dies wirklich alles nur nackte Männer oder welche in Frauenkleidern, würden die Medien diesem Ereignis wohl etwas mehr Aufmerksamkeit entgegen bringen, als die üblichen 5 Bilder und 20 bis 30 Sekunden Sendezeit!

Man schaue sich nur einmal die ⇨ queere Jugend NRW an, welche dieses Jahr eine unglaublich starke Gruppe waren und so viele junge Leute als Mitläufer mobilisieren konnte wie nie zuvor.


⇨ Schlau NRW setzt sich bereits seit Jahren dafür ein, dass in Schulen über die sexuelle Vielfalt aufgeklärt wird, und bietet NRWweit entsprechende Workshops an Schulen an, die ganz nebenbei auch noch Vorurteilen und Homophobie entgegenwirken können.


Und auch unter den LGBTI gibt es jede Menge junger Leute die sich für Umwelt- Tier- und Klimaschutz stark machen.


Dass jedes Jahr ein riesiger Mahnflaggenteppich von vielen freiwilligen Helfern in der Demo mit geführt wird, auf dem sämtliche Länder aufgeführt werden in denen Homosexuelle von drastischen Strafen, Folter oder gar dem Tod bedroht sind, wird in der Berichtserstattung ebenso verschwiegen wie die Tatsache dass Amnesty International sich engagiert.


Darüber hinaus zeigen sich aber gerade in Köln auch viele große Arbeitgeber ganz öffentlich LGBTI freundlich, und setzen damit nicht nur ein deutliches Zeichen gegen Homophobie, sondern bieten gerade den jungen LGBTIs die noch in der Ausbildung sind echte Zukunftsperspektiven.

Magenta, bzw. Telekom:


Deutsche Bank:


Ikea:


Die AWO:


Bayer AG:


Neben diesen paar Beispielen gab es viele viele mehr, wie z.B. die Kliniken der Stadt Köln, die Universität zu Köln, Rewe, Rossmann, Zürich Versicherungen, Ford, RTL, WDR, ja sogar die Bundeswehr und nicht zuletzt auch die Stadt Köln selbst. Und wie man sieht sind alle ordentlich und angemessen gekleidet.

Neben den Arbeitgebern stellt der CSD aber auch eine Bühne für all die queeren Vereine dar, und damit eine wichtige Möglichkeit sich zu präsentieren, neue Mitglieder und Unterstützer zu generieren.
Die wohl wichtigste Institution in Köln ist meines Erachtens die ⇨ Aidshilfe Köln, welche wie jedes Jahr für ihren ⇨ Check Point werben, wo man sich relativ unkompliziert auf gleich mehrere sexuell übertragbare Krankheiten testen und beraten lassen kann.


Die ⇨ Swinging Sisters beeindruckten mit einer wunderschönen Tanz Performance.
Und zeigen außerdem dass nicht nur schwule Männer am CSD teilnehmen.


Oder die ⇨ Bären gegen Rechts, eine Vereinigung Bart tragender Männer die sich in vielen Bereichen unserer Gesellschaft für Toleranz und Vielfalt ein setzen.


Hier die ⇨ Statt Garde Colonia Ahoi e.V. eine karnevalistische Tanzgruppe für und mit LGBTIs.


Besonders beeindruckend, und meines Wissens zum ersten mal mit dabei: ⇨ Keshet Deutschland! Welche mit ihrem bunten und fahnenstarkem Auftritt deutlich zeigen, dass Religion und Sexualität kein Widerspruch sein muss.
Es braucht schon einigen Mut sich innerhalb einer Relionsgemeinschaft auf einem CSD  hinter so ein Banner in die erste Reihe zu stellen und sich damit in der Öffentlichkeit zu outen!


Nicht zuletzt der wundervolle ⇨ SC Janus e.V., welcher allen LGBTIs in der Stadt die Möglichkeit bietet Diskriminierungs- und Angstfrei miteinander Sport zu treiben. Wie jedes Jahr hatten sie auch dieses mal wieder eine tolle Mit Mach Performance für die Zuschauer am Start.


Und natürlich der Verein, der mir ganz besonders am Herzen liegt: Das ⇨ Anyway Köln!
Stark wie nie zuvor, und zum ersten mal in einheitlichem Dress, haben sie eine riesige Regenbogenflagge mit geführt auf der folgende Botschaft stand:
Sei lesbisch. Sei bisexuell. Sei schwul. Sei trans*. Sei wie Du willst!


Doch nun zurück zum Rainbow Club.

Wir haben unzählige Bilder und Videos zugeschickt bekommen, auf denen unser Rainbow Club zu sehen war. Als ich das Banner gestaltet habe dachte ich noch kurz: Du bist verrückt, das sind mindestens fünf Stunden Mehrarbeit! Letztlich muss ich sagen, dass sich jede einzelne Minute davon gelohnt hat. Das Banner sticht auf fast allen Bildern und Videos in leuchtenden Farben aus der Menge hervor. Und war für einen Schüler Club mehr als passend und angemessen.
Alle Bilder und Videos hier zu zeigen würde wohl den Rahmen sprengen. Aber in diesem Video von Rotarius Film ist die Truppe ab etwa Minute 15 zu sehen:





Außerdem erhielten wir noch diese tolle Nachricht via Facebook Messanger:


Ich kann euch sagen, solch liebe und nette Worte können einem wahrlich den Tag versüßen.

⇨ Sophie von Anstetten ist die Travestie Künstlerin ganz links im Bild.
Das besagte Video finden alle die ein Facebook Konto haben ⇨ HIER.
Und da ich selbst kein Bild von Sophie von Anstetten gemacht habe, bedanke ich mich ganz herzlich bei Jessica W. dass ich eines ihrer Bilder nutzen darf.


Sophie von Anstetten hat uns außerdem das unglaubliche Angebot gemacht nächstes Jahr im CSD zusammen mit ihrem Freund bei unserem Rainbow Club mit zu laufen - in einem eigens dafür entworfenem Outfit - um dem Rainbow Club zu noch mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen.
Wir sind ein bißchen Sprachlos und mussten uns auch bereits das ein oder andere Tränchen aus dem Augenwinkel wischen.


Habe ich eigentlich schon erwähnt dass der Teenager uns mal wieder wahnsinnig Stolz macht?
Ja? Egal!
WIR SIND STOLZ AUF UNSER QUEERES KIND!



Montag, 15. Juli 2019

Queere Umarmungen

In der Schule des Teenagers werden jedes Jahr mehr oder weniger freie Projekttage organisiert. Vorgegeben wird dabei nur ein Oberbegriff, und die Schüler können innerhalb dieses Themas völlig frei kleine Gruppen bilden und sich auf ein Projekt spezialisieren welches in den Oberbegriff hinein passt.

In der Jahrgangsstufe des Teenagers lautete der Oberbegriff "Genuss und Identität". Identität schreit natürlich regelrecht nach irgendeinem LGBTI Projekt, und so entstand schon recht frühzeitig die Idee irgendwas tolles zusammen mit dem Regenbogen Club umsetzen zu wollen.
Leider war das nicht ganz so einfach wie gedacht. Aber der Teenager wäre ja nicht der Teenager, wenn er nicht so lange am Thema dran bleiben würde bis alle Hindernisse beiseite geräumt wären.

Basierend auf der Idee des ⇨ sozialen Experiments wollte der Teenager mit seiner Truppe in der Kölner Innenstadt ein Anti Diskriminierung Video drehen. Dafür wollte der Teenager mit seiner Truppe mit Schildern um den Hals, die eine Aussage über eine Sexualität treffen, um eine Umarmung bitten.
Die Schulleitung war zunächst wenig begeistert. In seinem Regenbogen Club sind Schüler aus fast allen Jahrgangsklassen vertreten und ein Klassen- sowie Jahrgangs- übergreifendes Projekt hatte es bisher an der Schule noch nicht gegeben. Auch vereinzelte Lehrer hatten Einwände und waren zunächst nicht bereit ihre Schüler für das Projekt frei zu stellen.
Der Teenager hat daraufhin ein komplettes Konzept entwickelt, zu Papier gebracht und der Schulleitung sowie den einzelnen Lehrern vor gelegt. Außerdem hat er sich an die Schülervertretung gewandt und um Unterstützung gebeten. Schließlich gab es eigentlich keinen Grund mehr, das Projekt nicht zu genehmigen.
Als nächstes musste die Frage um das passende Equipment geklärt werden. In der Schule selbst waren zwar Kameras und Bildbearbeitungssoftware vorhanden, aber leider nicht in der Qualität wie der Teenager es für sein Projekt gebraucht hätte. Da der Teenager sich im Team von ⇨ Anyway TV engagiert, bekam er das passende Equipment dann von dort gestellt. Außerdem durfte der Teenager die Räumlichkeiten, und den Computer mit der passenden Software des ⇨ Anyway nutzen um das Video zu schneiden und zu bearbeiten.
Letztlich musste nur noch die Frage der Aufsichtspflicht geklärt werden. Obwohl ich bereits sehr frühzeitig signalisiert hatte die Aufsicht übernehmen zu wollen und zu können, reichte dies einzelnen Lehrern nicht aus. Nur wenige Tage vor Projektstart wollte man dann unbedingt eine Aufsichtsperson mit pädagogischer Qualifikation haben. Dies war ehrlich gesagt der Punkt an dem sowohl der Teenager als auch ich den Eindruck hatten, dass einzelne Lehrer nach einer letzten Möglichkeit suchten das Projekt zum scheitern zu bringen! Doch auch hier fand der Teenager Unterstützung durch das Anyway, und es hat sich kurzfristig jemand mit der passenden Qualifikation extra für das Projekt ein paar Tage frei geschaufelt.

So konnte das Projekt endlich starten, und wir standen eines schönen Juni Tages in der Kölner Innenstadt zum Video Dreh. Obwohl ich keine Aufsicht mehr führen musste/durfte habe ich das Projekt trotzdem begleitet und unterstützt, sowie aus dem Hintergrund heraus für ein paar nette Fotos gesorgt. Es sollte ein grandioser Erfolg werden!


Der Teenager war schon immer ein Teamplayer. Und er hatte schon immer ein Talent dafür die Führungsrolle in einer Gruppe zu übernehmen. Schon in der Grundschule wurde dies das erste mal deutlich sichtbar.
Seine Aufgabe als Projektleiter hat der Teenager nun nahezu vorbildlich ausgefüllt. Aufgaben wurden delegiert, Equipment und Durchführung wurde den Jugendlichen durch ihn ausführlich erklärt, er hat seine Truppe beisammen gehalten, sich selbst aber dezent im Hintergrund gehalten.


Aber natürlich hat er es sich nicht nehmen lassen zumindest in einer kurzen Sequenz auch selbst in dem Video mit zu wirken.


Zeitgleich zum Video Dreh ist diese junge Dame hier los gezogen um Passanten zum Thema Homophobie zu interviewen. Dabei wurden gezielt Menschen angesprochen, die entweder die Jugendlichen umarmt hatten, oder eben gezielt daran vorbei gelaufen waren.


Am nächsten Tag hat sich die Truppe in den Räumlichkeiten des Anyway getroffen um das Video zu schneiden und zu vertonen. Außerdem wollten die Jugendlichen noch ein paar Info Plakate erstellen.


Hier bekommen die Mädels einen Crash Kurs in Sachen Video schneiden vom Teenager. Geschnitten haben die Mädels das Video dann größtenteils selbst.


Als der Schnitt abgeschlossen war, wurde das Video noch mit lizenzfreier Musik und den Mitschnitten aus den Interviews vertont.


Nach nur drei Tagen Arbeit wurde das Projekt dann in der Schule präsentiert.
Passend zum Anlass trägt der Teenager sein neues Statement Shirt, welches natürlich auch eine kleine Provokation dar stellt.


Schon an der Türe hingen die ersten Fotografien von mir.


Der Raum selbst war völlig abgedunkelt und wurde nur durch das Video erhellt.
Das Video wurde mittels Beamer, und unter Einsatz des privaten Laptop des Teenagers, übergroß auf die komplette Wand projiziert und lief in Endlos Schleife. Dies hat eine sehr spezielle Stimmung erzeugt, und das Video hat vom ersten Moment an sehr fasziniert und gefesselt.


Die Musik und auch die Interviewsequenzen waren sehr passend ausgewählt und zusammen gestellt. Viele Interviews waren sehr positiv, und enthielten Aussagen darüber dass Homophobie größtenteils wohl einfach durch Dummheit oder Unaufgeklärtheit entsteht. Und dass LGBTI ebenso in erster Linie Menschen sind wie alle anderen auch.
Sehr überrascht waren wir, dass auch die Stimme unserer ehemaligen Dombaumeisterin Barbara Schock Werner zu hören war, die ein sehr ausführliches Statement darüber abgegeben hat dass vielen Menschen gar nicht bewusst ist mit wie vielen LGBTI sie es im Alltag zu tun haben, weil diese im Normalfall eben kaum auffallen, viele Heteros leider nur das völlig verzerrte Bild im Kopf haben welches die Medien z.B. mit den Bildern von den wenigen schrillen Persönlichkeiten von CSDs zeichnen. (Eine Meinung mit der ich im übrigen völlig konform gehe, und dazu auch im nächsten Bericht zum CSD 2019 noch Bezug nehmen werde.)
Darüber hinaus waren aber auch negative Interviews zu hören, wie z.B. die Stimme die erklärte er "wäre Moslem und schwul sein wäre Haram" also unsauber, unheilig. Speziell diese Sequenz hat auch bei der Präsentation die meisten und heftigsten Reaktionen ausgelöst.


Das Video war sehr ergreifend und hat vom ersten Moment an sehr fasziniert.
Ich konnte immer wieder sehen wie Schüler und auch Erwachsene in der Türe standen um eine kurzen Blick hinein zu werfen, dann aber so fasziniert waren dass stehen blieben. Der Teenager ist immerzu ganz konsequent hin gegangen, und hat alle Leute eingeladen doch bitte Platz nehmen. Es wären genügend Stühle vorhanden. Kaum einer hat dieses Angebot nicht wahr genommen.
Der Raum war durchweg immer sehr gut besucht. Gefühlt hat sich die ganze Schule das Video angesehen, und die meisten Besucher sind lange genug geblieben um es sich mehrmals anzusehen. Das Video war außerdem so fesselnd dass es sehr ruhig im Raum war. Natürlich gab es auch den ein oder anderen (vorwiegend männlichen) "Spaßvogel" der irgendeinen Spruch klopfen musste, aber das hat sich erstaunlicherweise in Grenzen gehalten.


Leider kann ich das Video hier nicht offiziell zeigen oder verlinken.
Aber jeder der sich die Mühe macht mir unter der im Impressum hinterlegen E-Mail Adresse eine Mail zu schreiben, bekommt von mir eine Antwort und die Möglichkeit sich das Video an zu sehen. Habt aber bitte Verständnis dafür dass ich nicht rund um die Uhr online bin, bzw. sein kann, und meine Antwort daher schon mal etwas Zeit in Anspruch nimmt. Danke.

Im hinteren Teil des Raumes wurden außerdem noch ein paar Info Plakate und weitere Fotografien von mir präsentiert. Auf den Plakaten wurde unter anderem über unterschiedlichste  Sexualitäten informiert.


Hier erklärt der Teenager seiner Stufenleiterin sein Projekt, und führt ein sehr angeregtes Gespräch mit ihr. Man kann förmlich sehen wie beeindruckt sie vom Teenager ist.


Das Video hat in der Schule hohe Wellen geschlagen und sehr viel bewegen können. In der Woche nach der Präsentation waren der Teenager, das Video und natürlich der Regenbogen Club das Gesprächsthema Nummer eins. Und das durch alle Jahrgangsstufen hindurch. Wahrscheinlich gibt es nun keinen einzigen Schüler und Lehrer mehr, der nicht weiß wer der Teenager ist.

Viele Schüler waren zum ersten mal in ihrem Leben mit dem Begriff Pansexualität konfrontiert und haben entsprechende Fragen gestellt. Der Teenager hat sich fast schon den Mund fusselig geredet um den Begriff immer und immer wieder zu erklären.

Ich selbst habe bereits bei der Präsentation gesagt, dass wenn all diese Schüler nach dem Video auch nur für 5 Minuten über Homosexualität, Transgeschlechtlichkeit oder sogar Pansexualität nach denken, hat der Teenager schon unglaublich viel erreichen können. Denn im Schulunterricht, insbesondere in der Sexualkunde, sind diese Themen immer noch hoffnungslos unterrepräsentiert.

Die Lehrer waren gleichermaßen daüber erstaunt wie beeindruckt, welch eine hohe Qualität das Video und die Präsentation hatten. Der größte Erfolg den dieses Video jedoch erreicht hat ist wohl, dass der Teenager seitdem gebeten wird in den unteren Jahrgangsstufen im Sexualkundeunterricht über sexuelle Vielfalt zu berichten.


Aber auch die Jugendlichen des Regenbogen Club haben von dem Projekt unglaublich profitieren können. Sich anders zu fühlen, aber doch von so vielen fremden Menschen eine Umarmung zu bekommen, ist einfach eine wundervolle Erfahrung für so junge Menschen. Ein solches Projekt erfolgreich zu beenden und von der ganzen Schule dafür beachtet zu werden, wirkt sich außerdem sehr positiv aufs Selbstwertgefühl aus.  Schon bei der Präsentation hatte ich den Eindruck es nun mit ganz anderen Persönlichkeiten zu tun zu haben. Und auch der Teenager berichtete mir dass sich die Stimmung und der Zusammenhalt im Regenbogen Club seit dem Video sehr positiv verändert hat.

Ich bin mal wieder unglaublich Stolz auf mein Kind!





Mein besonderer Dank geht an dieser Stelle aber auch an die Schulleitung und an alle Lehrer die den Mut hatten das Thema LGBTI zu zu lassen und unterstützt haben.
Außerdem danke ich ganz herzlich dem Anyway Köln, und hier insbesondere Falk Steinborn, Peter Ullmer sowie Alexandra Friese, dafür dass sie meinen Teenager so sehr in seinem Projekt unterstützt haben. Ohne euch wäre das Projekt nicht umsetzbar gewesen.