Freitag, 28. September 2018

Alltagssocken No.7

Wir hatten lange keine Socken mehr in diesem Weblog.
Zeit das zu ändern!
Und wenn die aktuelle Serie an Alltagssocken, bestehend aus vier tollen Paaren, verbloggt ist hatte ich hoffentlich in der Zwischenzeit Muße im Hintergrund die Berichte über den Cologne Pride 2018 und unsere Hamburg Tour vorzubereiten.

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Dieses Paar Stinos für mich selbst habe ich bereits im Oktober/November 2017 gestrickt. Und hatte sie auch im November 2017 schon mit zum Outdoor Shooting. Jedoch wollte ich sie nicht so völlig alleine präsentieren, sondern gern in eine Serie mit weiteren Alltagssocken ein binden.
Zu Beginn  des Jahres habe ich dann erst einmal all die Weihnachtsprojekte des letzten Jahren gezeigt. und dann hat das pralle Leben mal wieder zu geschlagen. So kommt es, dass ich diese Schönheiten erst jetzt präsentiere.


Für meine Alltagssocken No.7 habe ich einen handgefärbten Strang Sockenwolle von der Wollelfe verwendet, welcher bereits seit 2014 in meinem Stash in einem Dornröschenschlaf vor sich hin schlummerte. Ich glaube, es war seinerzeit sogar eine Monatsfärbung.


Schon ewig wollte ich daraus unbedingt Socken für mich selbst stricken, aber erst mit dem Kauf dieses schönen Strangs handgefärbter Trekking Tweet von Color loves Wool vom Wollfestival Köln 2017  wurde ein echtes Kunstwerk daraus.


Ich finde diese Socken einfach so wunderschön; ich traue mich kaum sie an zu ziehen. Bisher habe ich sie noch nie in Schuhen, und nur gelegentlich als Couch Socken getragen.  Immerhin könnten sie sich ab nutzen! Und dafür sind sie doch viel zu schön!
Vielleicht sollte ich sie in einen Rahmen packen und mir an die Wand hängen........


Der Aufbau der Socken gleicht den bereits zuvor gezeigten Alltagssocken.
Rippenbündchen, flexibel angeschlagen.


Stinknormale Socken. Stinos eben.
Durchsetzt mit einzelnen Längsrippen.


Herzchenferse.


Und Bandspitze.


Weil mir die Kombination der Garne so unglaublich gut gefällt, habe ich mir außerdem noch ein Minisöckchen Schlüsselanhänger gegönnt.


Geshootet habe ich  am Kennedy Ufer in Köln Deutz, mit Blickrichtung Kölner Dom.





Samstag, 22. September 2018

Das bunte Schaf 2018

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Das Wollfestival in Düsseldorf hatte ich an mir vorüber ziehen lassen, weil mir die Menschenmassen einfach zu viel gewesen wären. Und auch zum bunten Schaf wäre ich nicht unbedingt freiwillig gegangen. Jedenfalls hätte ich mir keine gezielte Mitfahrgelegenheit organisiert.
Meiner lieben Freundin Frau Eule war das jedoch egal. Sie hat mich einfach in ihr Auto gepackt und  mit geschleift.


In der ersten Stunde wäre ich am liebsten auch gleich wieder geflüchtet. So viele Menschen. Und alle wollen sie unbedingt überall die ersten sein. (Und hinterher wird dann wieder gemeckert, dass es ja so voll gewesen wäre......)

Ich war echt dankbar dafür, dass ich mich zunächst bei Frau MeRo Color und Alice im Wunderladen hinter den Verkaufstisch stellen durfte und mir so die Menschenmassen etwas auf Abstand halten konnte.


So von hinten hat man immer einen ganz besonderen Blick auf die vielen schönen Garne, und entdeckt mitunter Schätze die man von vor dem Tisch gar nicht gesehen hätte.


Deshalb durften diese drei schönen Stränge Merino Tweet auch als erste in meine Tasche wandern.


Dann hat die gute Frau Eule dieses tolle Gartenbett ergattern können. Später von uns liebevoll "die lila Box" genannt. Dort haben wir es uns so richtig gemütlich gemacht, und ab da war dann auch für mich alles gut.


Mit Blick auf einen wundervollen Himmel, gleich hinter einem großen schönen Feigenbaum, haben wir gestrickt und geplauscht und die Welt um uns herum fast vergessen.
Zum ersten mal seit vielen vielen Wochen bin ich "runter gekommen" und war irgendwann so tiefenentspannt dass ich auf der Stelle hätte einschlafen können.


In Sicht und Hörweite unserer Lila Box hatte Frau Color loves Wool ihren Stand.
Es hat mich sehr gefreut ihre tollen Färbungen wieder einmal live sehen und fühlen zu können.


Weil auch Frau Color loves Wool die schöne Merino Tweet im Sortiment hatte, durften noch ein naturfarbener und ein schwarzer Strang in meine Tasche wandern.


Zusammen mit den schönen Färbungen von Frau MeRo Colors ist dieser tolle Gradient entstanden.
Keine Ahnung was daraus einmal werden wird, aber die Möglichkeiten sind schier grenzenlos. Zum einen liegen hier 2000 Meter Garn in fünf wundervollen Farben, zum anderen lassen sich diese fünf Stränge in unendlichen Kombinationen miteinander verarbeiten.


Wisst ihr was das tolle an solchen Wollmärkten ist?
Man fährt nicht nur zum Wolle shoppen hin. Man trifft sich dort mit Freunden, Bekannten, oder Mitstrickern. Dann sitzt man stundenlang zusammen und redet über das Hobby, über Garne und Färbungen, oder Gott und die Welt.


Was mich dieses mal allerdings wirklich geärgert hat ist, dass kaum noch ein Händler/Färberin stinknormale Sockenwolle im Sortiment hatte. Fast jeder hatte dagegen irgend eine Luxussockenwolle dabei. Natürlich in entsprechender Preiskategorie!
Die Qualität der Wolle mag den Preis sicherlich auch wert sein, nur stricke ich aus diesen Edelgarnen dann keine Socken mehr. Nun könnte man natürlich auch schöne Tücher aus diesen Garnen stricken, aber, ganz ehrlich, dann kaufe ich mir lieber gezielt eine gute und schöne Tuchwolle!

Frau Color loves Wool hatte zum Glück Sockenwolle dabei. Und auch noch die tolle Trekking Tweet, welche ich so gerne als Kontrastgarn in Bund Ferse und Spitze verstricke.


Ich wäre ja am liebsten gar nicht mehr von dem tollen Gartenbett aufgestanden.
Ehrlich, da war es so unglaublich kuschelig und gemütlich drin!
Als sich die Halle am späten Nachmittag aber langsam leerte habe ich doch noch einen kleinen Rundgang gemacht. Das Treibhaus ist einfach ein absolut schönes Ambiente für einen Wollmarkt.


Kennt ihr das, wenn bestimmte Garne auf einen warten?
Bei Frau MeRo Colors hatte ich bereits in der Frühe diesen schönen violetten Strang Sockenwolle in der Hand, wollte mir mein Budget aber noch auf sparen und hatte erst einmal die Merino Tweet gekauft. Kurz vor Schluss bin ich noch einmal bei Frau MeRo Colors vorbei gegangen, und der tolle violette Strang war noch da.
Als ich ihn heraus zog, wollte der türkise Strang Sockenwolle unbedingt auch mit. Denn er kam zur Hälfte mit hoch ohne dass ich danach gegriffen hätte. Zusammen sehen die beiden aber auch einfach nur wundervoll aus!


Ich mag es ja gerne bunt und vielfältig. Doch momentan scheinen Blau Lila und Türkis meine bevorzugten Farben zu sein. Nur der gelb angehauchte Strang Trekking Tweet tanzt etwas aus der Reihe.
Außerdem sehe ich hier einen starken Drang zur Harmonie. Wenn wundert es auch, bei dem was wir diesen Sommer wieder alles zu überstehen hatten. Dieser Wollschatz spiegelt sehr eindruchksvoll meine derzeitige Gemütslage wieder.


Auf der Heimfahrt überraschte mich meine Frau Eule dann noch mit dieser lecker gefüllten Lama Tasse. Ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl auf eventuelle künftige Aktivitäten.
Die gute Seele!
Bin einfach nur dankbar dafür, dass wir uns gefunden haben.





Sonntag, 16. September 2018

Stricken als Therapie

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Beim Lesen meines letzten Beitrags mag der ein oder andere sicherlich gedacht haben, dass sich zu Hause zu verkriechen nicht die beste Lösung für Probleme sein mag. Grundsätzlich stimme ich dem sogar zu.
Eigentlich ist es sogar eine astreine Verdrängungs Strategie. Doch sich fortwährend damit auseinander zu setzten, was des Gatten gesundheitlicher Zustand für uns alle bedeuten könnte macht auch nicht unbedingt glücklich. Und solange wie der Gatte noch in der Reha Klinik war, gab es zudem absolut gar nichts was ich hätte tun können. Außer versuchen ein wenig Kraft zu tanken, und zur Ruhe zu kommen. Ohne dabei endgültig in eine depresive Phase zu kommen.
Exzessives Stricken ist dabei sehr hilfreich, und außerdem noch produktiv!

Noch als der Gatte in der Uniklinik war ist dieses tolle Buch erschienen und auch umgehend bei mir eingezogen. Die Autorin, Julia Maria Hegenbart, ist schon etwas länger als Frau Feinmotorik bei Facebook, Instagram und in der Blogwelt unterwegs.
Ich durfte Sie bereits persönlich kennen lernen, und so war es selbstredend dass ich unbedingt dieses Buch haben musste! Eigentlich wollte ich wenn der Gatte in Reha ist eines der tollen Projekte des Buches mit diesen Bobbeln umgesetzt haben. Doch dann war der Sommer so unerträglich heiß, und ich hatte so viel anders um die Ohren, so dass ich wochenlang überhaupt nicht mehr gestrickt habe.


Als ich dann endlich einmal zur Ruhe gekommen bin, und der Sommer nicht mehr ganz so elendig heiß war, habe ich mich erst einmal daran gemacht den tollen Retro Rib Shawl von The Knitting Me beenden zu wollen.
In der der Facebookgruppe der die Drei vom Blog wurde dieses schöne Tuch im Mai als KAL gestrickt. Ich habe es aufgrund der Lebensumstände und Sorgen natürlich nicht geschafft es rechtzeitig zu beenden.


Nachdem das Wetter noch weiter ab gekühlt hatte und auch endlich wieder Sockenwolle ohne zu blockieren durch die Finger glitt, habe ich mir diese beiden handgefärbten Garne genommen und zu einem ersten Weihnachtsgeschenk kombiniert.
Ist das nicht irre schön geworden?


Durch die wilde Kombination dieser eigentlich sehr unterschiedlichen Garne bin ich auf eine weitere Idee gekommen.

Diese beiden Restknäulchen Sockenwolle, deren Socken einst an liebe Freunde gingen, wollte ich schon lange zu etwas für mich selbst verarbeiten. Im Herbst 2017 hatte ich begonnen die Knäulchen mit der Gum Gum Methode zu verstricken. Die Technik ist super simpel, aber der ständige Fadenwechsel ist mir irgendwie auf die Nerven gegangen. Und so endete das Projekt als Ufo.


Nun habe ich bis zum Bund zurück geribbelt, und jeweils mit nur einem Faden zwei Socken gleichzeitig neu begonnen.
Nach der Ferse habe ich dann die Farben gewechselt. Hier sieht es noch gar nicht so spektakulär aus, doch die fertigen Socken sind wirklich unglaublich schön geworden.


Ein weiteres Ufo war diese einzelne Patchwork Socke.
Geribbelt habe ich diese nicht, aber endlich zu Ende gebracht. Und außerdem noch den Partner dazu gestrickt.


Aus dieser Patchwork Socken Idee ist ein weiteres Socken Design entstanden. Dieses mal aus Opal Wolle, in welchem auch ein Abo Knäuel verstrickt wurde.


Das nächste Patchwork Design ist auch bereits in Planung. Ebenfalls mit einem Abo Knäuel.
Diese Socken sind einfach nur toll. Man kann sie problemlos an jede Fuß und Bein Form an passen. Sehen einfach nur großartig aus. Und gehen mir noch dazu super schnell über die Nadeln.


Aus einem weiteren Abo Knäuel von Opal entsteht gerade dieses Paar Weihnachtssocken.


Und ganz nebenbei ist bereits ein ganzer Schwung Mini Söcken für Schlüsselanhänger entstanden.


Aus Restknäueln von Opal Wolle habe ich begonnen Überzieher für meine Kräutertöpfe zu stricken.
Diese stecke ich nämlich immer in leere Weingummi Dosen, weil diese die perfekte Größe für die Töpfe haben. Lange Zeit hat mich die Optik der Dosen nie gestört. Bis neulich Besuch kam!
Das geht das auch in hübscher, dachte ich mir. Und habe so lange getüftelt bis ich die passende Größe gefunden hatte.


Nachdem ich mich den Sommer über von Menschen, und damit auch vom Wollfestival, fern gehalten habe; hat meine liebe Freundin Frau Eule mich ohne lange zu fackeln zu "das bunten Schaf" in Langenfeld geschleppt.
Dort habe ich mich furchtbar geärgert, weil kaum ein Anbieter noch normale Sockenwolle am Stand hatte. Fast alle hatten irgendwelche Luxus Sockenwolle dabei, mit entsprechenden Luxus Preisen.
Zwar mag die Wolle das Geld durchaus wert sein, nur bin ich nicht bereit aus Garnen ab 16€ bis hin zu über 20€ pro Strang SOCKEN zu stricken!


Ein paar Tage später schickte mir eine liebe Facebook Freundin, welche meinen Ärger  mit bekommen hat (und außerdem meine aktuellen Sorgen kennt) ein großes buntes Überraschungspaket.
Ich bin echt sprachlos über so viele Güte und Anteilnahme!


Solche Pakete zu bekommen, finde ich immer wieder spannend.
Es ist ein bißchen wie mit dem Opal Abo. Man bekommt mitunter Wolle die man sich selbst wohl nie gekauft hätte. Oder man hält Wolle von Färberinnen in der Hand, die man noch gar nicht kannte.  Doch es macht den Stash bunter und vielfältiger und verhilft der Kreativität zu Purzelbäumen und Luftsprüngen.
Einer dieser hübschen Stränge geht bestimmt in Form von schönen Socken zurück an die Freundin. Ich weiß nur noch nicht welcher.



Samstag, 8. September 2018

Wenn Sehnsucht schmerzt........

Es gibt Dinge, an die kann ich mich einfach nie gewöhnen!
Den Gatten zu einer OP in die Klinik bringen zum Beispiel. Und auch, den Gatten in die danach anstehende Reha zu schicken.

Drei mal haben wir dies nun seit der Erstdiagnose 2012 hinter uns gebracht.
Man bekommt zwar eine gewisse Übung, hat Erfahrung und weiß dann wie es so läuft. Doch der Schmerz den diese unfreiwilligen Trennungen verursachen ist jedes mal der gleiche.

Die ersten drei Wochen bekomme ich immer noch vergleichsweise schnell herum.
Ich suche mir Aufgaben, und versuche mich beschäftigt zu halten.
In der ersten Woche bin ich jedes mal froh den Gatten nicht mehr beaufsichtigen und begleiten zu müssen. Seine Erkrankung geht ja leider mit massiven Lähmungen einher, was für uns/mich echt anstrengend sein kann.
In der zweiten Woche war ich mit dem Fast-Teenager in Hamburg. Und wir hatten eine wirklich wundervolle Zeit dort. Nur das Hostel war leider ein Reinfall.
In der dritten Woche habe ich mich der Herausforderung gestellt, und bei über 35°C Hitze die Wohnung vom Freund des Teenagers renoviert damit dieser möglichst schnell dort ein ziehen konnte.
Wer keine Zeit zum Nachdenken hat, fühlt sich auch nicht so verdammt einsam.

In der vierten Woche setzt bei mir immer die Sehnsucht ein, und ich beginne selbst jene Dinge zu vermissen die mich sonst im Alltag eher Nerven kosten.
Die Kaffeeflecken in der Küche zum Beispiel. Oder das unvermeidliche Kabelwirrwarr neben des Gatten Sessel. Die stehen gelassene Kaffeetasse im Wohnzimmer. Das nächtliche Schnarchen. Dinge die unweigerlich zum Gatten gehören, und welche die Existenz eines  Partners überhaupt erst spür- und sichtbar werden lassen.
Und mitten in diese Sehnsucht, das sich einsam und verlassen fühlen, knallt dann noch die Nachricht dass die Reha um zwei Wochen verlängert wird. Außerdem wird so langsam klar, dass der Gatte jetzt bestenfalls dauerhaft eine Gehhilfe in Form eines Rollators benötigt.

Sechs lange Wochen Trennung für mich.
Komplette Sommerferien ohne Vater für die Jungs.
Zu dem seelischen Schmerz gesellen sich schnell die alt bekannten Sorgen.
Job? Wohnung? Zukunft?
Was wird nötig, damit der Gatte im Alltag möglichst selbständig zurecht kommt?
Und dann sind da noch diese wirklich unschönen Gedanken über Schicksal und dergleichen, mit denen man irgendwie fertig werden muss.

Der Gatte war vor der OP fit und gesund wie nie zuvor seit der Erstdiagnose.
Nun sind seine Lähmungen schlimmer und ausgeprägter als je zuvor!
Der Verstand weiß zwar, dass es ohne die letzte OP unweigerlich wieder zu einer drastischen Verschlechterung gekommen wäre. Und wenn man ganz knallhart ehrlich ist, waren die ersten Anzeichen dafür bereits seit Jahresbeginn zu beobachten. Wenn auch nur sehr langsam und sehr schleichend.
Aber das was das Bewusstsein sieht ist: Fit und Gesund in die OP hinein, und kaputt und gelähmt aus der Klinik heraus. Worte wie Kaputt operiert geistern durchs Oberstübchen. Was wirklich unfair gegenüber dem Arzt ist, weil dieser sein bestes gegeben hat und bis an seine Grenzen gegangen ist.

Die Frage nach dem Warum? und Wieso wir? ist plötzlich wieder im Bewusstsein. Und es zieht mich hinunter in die Dunkelheit.
Ich ertrage es kaum noch unter Menschen zu gehen. Das allgegenwärtige Gemecker, über das Wetter, den Staat, die Ausländer, ect. dessen man unweigerlich in Bus Bahn und Supermarkt Ohrenzeuge werden muss, sind einfach zu viel für mich. Ey, Leute, ihr seit gesund, könnt laufen und euch bewegen, also seit mal gefälligst ein bisschen dankbar für eurer geiles Leben!

Was mich dieses mal auch tierisch nervt ist der Eindruck, dass viele Leute scheinbar glauben eine medizinische Reha wäre so etwas wie Urlaub oder eine Kur.
Mitnichten ist es das. Der Gatte stand jeden Tag um 6 Uhr früh auf, Frühstück gab es um 7 Uhr. Spätestens gegen 8 Uhr starten die ersten Therapien, diese ziehen sich über den ganzen Tag bis manchmal in den Abend hinein. Physio, Reha Sport, Lauftrainig, Untersuchungen, Gesundheitsvorträge, ect. Jeden Tag! Sechs lange Wochen! Mit Erholung hat das nichts tun, sondern mit viel harter Arbeit um wieder auf die Beine zu kommen.
Ebenso wird oftmals übersehen, dass auch wir als daheim gebliebene Familie unser Scheffelchen zu tragen haben.
 So oft werden wir dafür bewundert, dass unsere Jungs so enorm Selbständig, Mitfühlend und grenzenlos Hilfsbereit sind. Dass sich diese Eigenschaften aber oft erst durch ein gewisses Schicksal und der Erfahrung von Leid und Schmerz entwickeln, ist den meisten Menschen leider nicht bewusst.

Wochenlang vergrabe mich mit meinem Strickzeug auf der Couch und ziehe mich von allem zurück was mit Menschen oder Kommunikation zu tun hat. My Home is my Castle. Ein bisschen Frieden und ganz viel Ruhe! Zum Glück gibt es Streaming Dienste wie Netflix und Co. um die endlos langen Tage zu überstehen. 
Selbst so großartige Ereignisse wie die Lichtinstalltion in der Kölner Innenstadt anlässlich der Gamescom, oder das Wollfestival in Düsseldorf lasse ich an mir vorüber ziehen. Zu viele Menschen! Kein Interesse.


Als der Gatte endlich heim kommt, wirkt er müde und abgekämpft auf mich.
Das Essen in der Klinik war nicht wirklich gut, und vernünftig schlafen konnte er dort auch nicht. In der ersten Nacht im eigenen Bett hat der Gatte sich eingekuschelt und 12 Stunden lang geschlafen! Ich habe in dieser Nacht immer wieder meine Hand zu ihm ausgestreckt, nur um zu spüren dass er wirklich wieder da ist.

Mit der Heimkehr des Gatten muss ich dann zwangsweise wieder unter Menschen. Der Gatte muss zum Arzt, und zur Physio und möchte gerne einfach wieder unter normale Menschen und in seine Stadt gehen können; ist aber leider noch nicht Alltagsfit und braucht Begleitung.
Den Gatten im Rollstuhl zu schieben war schon echt anstrengend. Neben dem vor sich hin schleichenden Gatten am Rollator zu gehen ist jedoch nicht weniger anstrengend. Ständig muss man sich zurück nehmen. Die ersten Tage hatte ich tatsächlich Muskelkater vom permanenten Abbremsen. Es ist wirklich unglaublich anstrengend nicht in sein eigenes individuelles Tempo kommen zu dürfen.
Und ständig muss man auf den Rollator acht geben. Mir wird bewusst dass wir nie wieder so als Paar zusammen werden laufen können wie  wir es früher getan haben. Außerdem ist es verdammt schmerzhaft zu sehen, wie der geliebte Mensch sich  ab müht um irgendwie voran zu kommen.




Wir ärgern uns eine wenig über die Hilfsmittelversorgung, bzw. den Kostenträgern.
In der Rehaklinik waren viele ältere Leute, die von der Krankenkasse mit leichten und modernen Rollatoren versorgt wurden. Der Gatte war jedoch auf Kosten auf der Rentenversicherung dort, und hat lediglich ein Standard Modell bekommen. Zu schwer, zu unhandlich, nicht zusammen klappbar. Ein richtiges Seniorenheim Modell! Und so klobig gestaltet, dass wir es nicht mal im Hausflur abstellen können!  Für ein anderes Gerät hätten wir eine dreistellige Summe zu zahlen müssen.

Der Gatte möchte jedoch unbedingt wieder arbeiten gehen. Und braucht dazu ein leichtes und flexibles Modell, mit dem er selbständig in den Öffis zurecht kommt, welches notfalls auch über eine Rolltreppe geht, und bitte so zusammen gelegt werden kann dass es in einen Kofferraum passt.
Via Ebay haben wir also einen leichten Rollator aus Aluminium gekauft. Für weit unter 100€ in übrigen!
Aus ähnlichen Motiven hatten wir bereits den Rollstuhl seinerzeit über Ebay selbst gekauft. Mein Gerechtigkeitssinn jedoch protestiert seitdem lauthals schreiend.
Zum einen ist es wirklich paradox, zum anderen ärgert es mich einfach maßlos das der Gatte als relativ junger Mensch nicht mit für ihn passenden Hilfsmitteln versorgt wird.
Alte Menschen, die nicht mehr arbeiten gehen, bekommen Gehhilfen die sie für den Alltag nicht unbedingt benötigen. (Es sei ihnen ehrlich gegönnt, die Modernen leichten Geräte sind wirklich toll!) Doch der Gatte, der gerne wieder arbeiten gehen würde, bekommt nur ein unhandliches und schweres Rentner Modell.


Und dann sind da noch die Horrorgeschichten über das Essen in der Klinik.
Frisches Obst oder Rohkost war irgendwie immer zu wenig vorhanden. Dafür gab es dann so nette Geschichten wie Currywurst mit Pommes zum Mittag. In einer Reha Klinik für neurologische und kardiologische Erkrankungen! Nudeln mit Pilzen in Soße, wobei die Pilze aus der Dose kamen und als Soße lediglich der Sud etwas angedickt wurde. Oder Kartoffeln mit Sahnehering, in einer Konsistenz und Stückgröße dass man den Hering regelrecht suchen musste. Absolutes Highlight: Bratwurst, minimal angegart und dann in den Dampfgarer gesteckt. Der Gatte hat sich wirklich oftmals geekelt, und auch so manches Essen stehen lassen.
Und mit solch einer Kost soll man gesund werden können? Dem Körper zur Heilung verhelfen und obendrein bei den täglichen Sport und Therapieeinheiten Höchstleistungen erbringen?
Erwähenswert ist auch dass eben jene Mitarbeiter die solch ein Essen zu verantworten haben die Vorträge über gesunde Ernährung ab halten. Ein Witz ist das das! Aber leider kein guter über den man lachen könnte.

Kurz vor seiner Heimkehr fragte ich den Gatten ob er Wünsche für die erste Wochen hätte.
"Egal was, Hauptsache wieder von Dir!"
Auch eine Art von Liebeserklärung.



Seit wir den passenden Rollator haben, versuchen wir den Gatten Alltagsfit zu bekommen.
Den Umgang mit so einem Ding über unebene Straßen, Bordsteinkanten, in den Öffis und anderen Alltagssituationen lernt man nur indem man sich dem aus setzt.
Wir versuchen derzeit mindestens jeden zweiten Tag zusammen irgendwo hin zu fahren. Und sei nur zum Einkaufen! Natürlich ist das anstrengend und ich  wäre viel schneller, wenn ich das alleine erledigen würde. Aber nur Übung macht den Meister, und er möchte  auch ohne Babysitter wieder hinaus können und unbedingt so schnell wie möglich auch wieder arbeiten gehen.



Am ersten Tag daheim hat der Gatte kaum die paar hundert Meter bis zum Hausarzt geschafft.
Inzwischen sind Bus, Straßenbahn, und S Bahn, kein Problem mehr. Selbst wenn die Haltestelle nicht total ebenerdig angelegt ist. Sogar Rolltreppen und Baustellenschotter stellen kein Hindernis mehr dar.
Der Gatte kommt alleine die Treppe hinunter, bekommt alleine die Haustüre auf und den Rollator hinaus, und außerdem unfallfrei über die Schwelle vom Hausstein auf die Straße hinunter. Er fährt alleine mit dem Bus zu seiner Physio, und ich sterbe derweil auch keine tausend Tode mehr vor Sorge.
Eine liebe Freundin meinte dazu: "Das ist der Unterschied bei euch. Ihr macht was!"

Zuweilen versuche ich uns am Abend für die Mühen des Tages zu belohnen.
Ein Highlight war zum Beispiel dieser selbst gemachter Flammkuchen und die Flasche Federweißer dazu.


Und neulich haben wir es sogar bis zum Ikea geschafft.
Dafür müssen wir mit den Öffis quer durch die Stadt und mehrmals umsteigen. Wir brauchen jetzt länger für diese Tour als früher, weil wir nicht mehr überall so Problemlos umsteigen können. Einige Haltestellen sind für den Gatten leider zum unüberwindbaren Hindernis geworden. Aber wir haben es geschafft. DER GATTE HAT ES GESCHAFFT! Ich bin nur nebenher gelaufen.


Eigentlich wollten wir nur Frühstücken gehen. Das haben wir ziemlich lange nicht mehr gemacht und immerhin braucht man ja ein Ziel vor Augen. Aber auf dem Weg Richtung Ausgang sind uns dann noch Gläser und schicke neue Bettwäsche in den Arm gesprungen. Ich verbuche das mal unter der Kategorie Belohnung und Motivation. Aber auch unter Augenblicke.