Dienstag, 30. Oktober 2018

Handwärmer zum Criss Cross

Im vorherigen Blogposting habe ich euch von der ⇨ Mütze zum ⇨ blauen Criss Cross erzählt. Und auch, dass ich ich mir von den Resten noch schicke Handwärmer stricken wollte.

[Warnhinweis: Kann Spuren von unbezahlter Werbung enthalten!]


Doch bevor ich die Handwärmer stricken konnte, war zunächst viel Denksport nötig.
Da es mir im Frühjahr wirklich sehr schlecht ging, und der PTC/IIH zweifelsohne seinen Höhepunkt hatte, frage ich mich in Anbetracht der Bilder wie mir die Handwärmer überhaupt gelingen konnten.


Ich hatte keine Anleitung, und meine Gedächtnisleistung war so dermaßen eingeschränkt dass ich ernsthaft Angst davor hatte an einer frühen Form von Demenz zu leiden. Trotzdem habe ich es irgendwie geschafft mir einen Plan zu skizzieren, nach welchem ich arbeiten konnte.


Als ich jetzt im Herbst nach diesem Plan erneut stricken wollte, konnte ich mir vieles gar nicht mehr erklären und hatte auch keinerlei Erinnerungen mehr daran.


Da ich meine Handwärmer vom Arm beginnend zu den Fingerspitzen stricke, möchte ich sie euch auch so erklären.
Begonnen habe ich jeweils mit dem breiten Rippenbund.


Das Muster, bzw. die Farbfolge, entstammt meinem eigenen Design und ist in Glatt Rechts gehalten.


Für den Daumenspickel habe ich in jeder zweiten Reihe Maschen zugenommen. Insgesamt 18 Zunahmen. Zusätzlich nehme ich 2 Maschen von den bestehenden Maschen in den Spickel mit hinein, so dass sich letztlich 20 Maschen ergeben.
Außerdem lege ich den Spickel immer drei bis vier Maschen hinter den Übergang der Nadeln, so dass sich der Daumenspickel ergonomisch nach unten verlegt. Also dorthin, wo sich unser Daumen befindet wenn wir im Alltag auch damit arbeiten und greifen.


Weil für mich der Daumen gefühlt zur Pulsregion gehört, und das Daumengelenk das wichtigste Gelenk der gesamten Hand ist, stricke ich nicht nur einen Spickel sondern auch ein kleines Bündchen oben dran.
Und ich muss es leider immer wieder betonen, aber seid ich solche Handwärmer trage habe ich kaum noch Probleme mit Sehnenscheidentzündungen. Dabei hat mich diese Problematik früher wirklich jeden Winter in pure Verzweifelung getrieben!


Anders als bei der Mütze, habe ich hier die Fäden während der Farbwechsel locker mit laufen lassen. Auch dies war für mich ungewohnt, und hier bei weitem nicht perfekt, aber ich habe mich einfach mal getraut.


Vernähen musste ich dann trotzdem noch etwas. Aber bei weitem nicht so vieles wie bei der Mütze.


Verarbeitet habe ich die Reste der Cool Wool von Lana Grossa, welche nach der Mütze übrig geblieben sind.
Verbraucht habe ich ca. 30g in Marine, und je ca. 12g in Türkis Hellblau und Wollweiß.


Leider muss ich gestehen, dass mir die Handwärmer einen kleinen Ticken zu kurz geraten sind. Jedenfalls für meine Bedürfnisse. Ich trage es gerne lang den Arm hinauf.
Außerdem gefällt mir die jeweils einzelne Reihe nach den Rippenbündchen nicht besonders.


Deshalb dürfen diese Handwärmer wahrscheinlich weiter ziehen, und ich mache mir irgendwann noch einmal welche mit kleinen Verbesserungen.





Freitag, 26. Oktober 2018

Wum Mütze zum Criss Cross

Wo ich gerade so fleißig dabei bin all das auf und ab zu arbeiten was hier im Sommer irgendwie unter gegangen ist,  hab ich Bilder von einer Mütze und einem Paar Handwärmern gefunden welche ich noch gar nicht gezeigt hatte.

[Warnhinweis: Kann Spuren von unbezahlter Werbung enthalten!]

Ich bin im Dezember geboren worden, und als echtes Winterkind friere ich nur selten. Ich spüre zwar die Kälte, aber es macht mir nichts aus. Oder anders gesagt, Kalt fängt bei mir erst bei ungefähr -10°C an. Wenn ich bei Temperaturen darüber beginne zu frieren dann stimmt etwas nicht mit mir oder ich bin ernsthaft Krank.

Letzten Winter habe ich plötzlich vermehrt am Kopf gefroren und danach meist unglaubliches Kopfweh entwickelt. Damals wusste ich noch nicht woran das lag, und von PTC/IIH sollte ich ja erst im April das erste mal erfahren.
Als es Ende Februar und Anfang März dann plötzlich noch einmal SO RICHTIG KALT werden sollte, wollte ich mir "noch schnell" eine Mütze stricken.


Letzten Winter habe ich bevorzugt den ⇨ blauen Criss Cross um den Hals getragen, welchen ich im Frühjahr zuvor gestrickt hatte. Daher sollte meine Mütze farblich zu diesem tollen Tuch passen. Ich wollte ja nicht herum laufen wie ein Papagei.


Der Vorteil an Industriegarnen in Standard Qualitäten ist eindeutig, dass man auch Monate oder gar Jahre später die gleichen Farben nochmals hinzu kaufen kann. Selbst dann, wenn das Lieblingswollgeschäft inzwischen geschlossen hat.
Die Cool Wool von Lana Grossa wird in solch einem breiten Umfang vertrieben, dass es überhaupt kein Problem war die vorhandenen Reste mit frischer Ware auf zu stocken.


Eine Anleitung für meine Mütze war auch recht schnell gefunden.
Beim surfen im Web entdeckte ich eine mehrfarbig gestaltete ⇨ Wurmmütze. Noch dazu in fast den gleichen Farben, welche ich verarbeiten wollte. Es gab allerdings nicht mehr als dieses eine Bild, versehen mit dem Hinweis wo es die Anleitung gäbe. Also musste Google mir behilflich sein, und der Rest war Experimentieren, Ribbeln und wieder hoch stricken. So wie hier:


Ich wollte gerne einen Farbverlauf ein bauen. Mit gewissen Akzenten. Und es sollte eher ein Beanie werden, damit ich meine vielen langen Haare komplett darunter bekäme. Also habe ich nach dem Bund mehr Maschen zu genommen als vorgesehen. Weil diese aber später auch irgendwie wieder weniger werden mussten, habe ich bereits nach dem ersten Farbwechsel begonnen wieder Maschen hinweg zu mogeln.
Außerdem habe ich nach dem ersten farblichen Abschnitt langsam begonnen die Rundenzahlen der einzelnen Segmente zu reduzieren, damit die Mütze nach hinten hinaus nicht ganz so wuchtig ausfällt.


Die sauberen Übergänge zwischen den breiten Querrippen sind mir gelungen, indem ich jeweils die erste Reihe der anderen Farbe glatt rechts gestrickt und erst danach in links weiter gearbeitet habe.


Ein Vollprofi hätte die Fäden beim Farbwechsel sicherlich einfach mitlaufen lassen. Beim Sockenstricken hat man dies allerdings eher nicht nötig (bisher eigentlich noch nie) und so war ich mir nicht sicher ob sich diese für mich ungeübte Technik nicht Nachteilig auf das Gesamtergebnis auswirken könnte. Also habe ich bei jedem Farbwechsel neu angeknotet und hinterher stundenlang Fäden vernäht. (Ätzend!)


Auch den Abschluß habe ich etwas anders gestaltet als in der Anleitung vorgegeben war. Ich wollte einfach etwas eleganteres, als einfach nur abnehmen und hinterher zu ziehen. Leider zieht meine Variante die Mütze etwas arg zusammen und wirft Falten.


Alles in allem ist aber doch eine recht passable Mütze entstanden, die all meine Anforderungen erfüllt.
Die Ohren passen darunter, die Stirn bleibt warm, der Rest vom Kopf sowieso, und die Haare gehen auch allesamt hinein. Auch wenn ich letztere inzwischen sehr viel kürzer trage als noch zu Beginn des Jahres.
Dem Fast-Teenagerkopf war die Mütze beim Shooting natürlich etwas zu groß. Ich habe immer noch den größeren Dickschädel von uns beiden. *lächel*
Aber ich glaube ich würde die Mütze doch ein wenig anders gestalten, wenn ich sie jetzt noch einmal stricken würde. Die breiten Querrippen vielleicht nicht ganz so wuchtig werden lassen, und mehr Betonung auf die glatten Zwischenreihen legen. Mal sehen.........


Kurzzeitig habe ich so sogar noch zwei verschieden große Bommel angefertigt, und diese als Abschluss an die Mütze an zu nähen.


Aber das sah irgendwie doch doofer aus, als ich angenommen hatte und so habe ich diesen schnell wieder entfernt.


Mein Verbrauch lag bei 55g in Marine, bei 37g in Türkis, 26g in Hellblau und 19g in Wollweiss.


Aus den Resten müssten sich ja eigentlich noch schicke Handwärmer stricken lassen, dachte ich mir. Dann hätte ich ein komplettes Set, welches sich auch ohne dicke Jacke super tragen ließe. Aber das wird eine andere Blogstory werden.




Sonntag, 21. Oktober 2018

Dies und Das und eine Reise

Nachdem ich euch im letzten Posting endlich über den CSD berichtet habe, arbeite ich nun im Hintergrund an den Berichten zu unserer Hamburg Reise. So langsam hole ich also auf.

[Warnhinweis: Kann Spuren von unbezahlter Werbung enthalten!]

Hamburg war eine echte Herausforderung für mich.
Zum einen war ich mir nicht sicher ob ich das gesundheitlich so gut vertrage. Zum anderen hatte ich mir kurz zuvor erst die Nikon D5300 gekauft und war mit der Handhabung noch hoffnungslos überfordert.
Gesundheitlich habe ich Hamburg wesentlich besser verkraftet als ich vermutet hätte. Und die Kamera hat ja zum Glück auch einen Autopiloten. Größtenteils habe ich also einfach nur drauf gehalten und den Auslöser gedrückt.
Nach unserer Rückkehr habe ich mich lange Zeit schwer getan die auch nur zu sichten. Mir war einfach zu warm, ich hatte so viel anderes um die Ohren, und überhaupt wäre dies ja eigentlich eine Reise des Gatten gewesen und er fehlte mir schrecklich.
Erst im September konnte ich überwinden die Bilder an zu schauen. Und war von Beginn an regelrecht geflasht. Die Bilder haben eine unglaubliche räumliche Tiefe, und selbst Objekte im Hintergrund hatten einen für mich ungewohnten Detailreichtum. Was würde ich erst für Bilder machen, wenn ich die Kamera irgendwann im Griff hätte?



Im August habe ich dem Teenager und seinem Boyfriend geholfen, des Boyfriends erste eigene Wohnung zu renovieren. Bei 36°C Hitze!
Auf die kritische Frage warum ich das denn machen müsse und ob es nicht wer anderes tun könnte, habe ich dann tatsächlich mit "weil ich es kann" geantwortet! Einfach weil ich es kann. Und weil es gerade gebraucht wird. Und weil des Teenagers Boyfriend ein verdammtes Recht darauf hat seine Wohnung so gestalten zu dürfen/können dass er sich uneingeschränkt wohl fühlt.
Darüber hinaus ist eine eigene Wohnung unglaublich wichtig für junge LGBTIs. Hier können sie sich zurück ziehen, und einfach sein wer sie sind. Und machen was sie wollen. Hier sind sie ungestört und können sich selbst und den Partner entdecken, ohne Angst davor zu haben ob jemand aus der Familie etwas mit bekommt. Außerdem war mir von Beginn an klar, dass mein Teenager hier mindestens zum Teilzeit-Mitbewohner werden wird. Schon alleine dafür hätte ich es gemacht!


Im August sind der queere Teenager und sein Boyfriend zusammen mit ein paar weiteren Jungs vom  ⇨ Anyway TV nach Paris gereist.
Eigentlich war ein Bericht über die Gay Games geplant, aber das Team hat leider keine Akkreditierung erhalten. Kurzerhand wurde improvisiert und mit ⇨ Salut Paris! ist ein interessanter Bericht über das queere Leben in Paris entstanden. Außerdem wurde in Sichtweite zum Eifelturm ein Sozial Experiment initiiert, in dem mein Teenager eine küssende Hauptrolle hatte.

Die Jungs hatten eine wirklich großartige Zeit in Paris, und weil man sich im Ausland ja irgendwie verständigen muss spricht mein Teenager nun plötzlich ein sehr selbstbewusstes Englisch.



Im September hatte der Fast-Teenager Geburtstag.
Nur ist es inzwischen kein Fast-Teenager mehr.

Über die Sommerferien ist das Kind zum Vollzeit Teenie mutiert. Mit allem was dazu gehört.
Meine geliebte Geburtstagsstuhlhusse musste nun zum ersten mal im Schrank bleiben (Nö, brauch ich nicht mehr!) und auch das übliche Kuchenbild sieht inzwischen etwas anders aus. Der Teenie ist so unglaublich gewachsen in den letzten Wochen dass ich mich richtig anstrengen musste um ihn und den Kuchen gleichzeitig ins Bild zu bekommen.


Erinnert ihr euch daran, dass ich berichtete der Teenie hätte große Freude am Texilunterricht in seiner Schule? Weil er immer eine hübsche bunte Wolle für seine Projekte in meinem Stash finden konnte?
Da war so manches Mädchen echt neidisch drauf.
Nun hat er endlich sein letztes Projekt mit nach Hause bringen dürfen. Einen tolle Webarbeit in Regenbogenfarben, welche aus einem Rest Opal Surprise entstanden ist. Außerdem hat ihm das Weben so dermaßen viel Freude bereitet dass er sich einen Webrahmen für zu Hause wünscht. Aber bitte einen etwas größeren. Sobald wir diesen habe werde ich ihm dann auch eine eigene Restekiste einrichten, wo er sich nach Herzenlust draus bedienen kann.




Kurz darauf kam dann auch das September Abo aus dem Hause Opal.
Ich bin schwer begeistert! Denn im Vorfeld hatte ich gehofft dass etwas Grünes oder etwas Rotes dabei sein könnte. Beide Farben habe ich aktuell in meinem Wunschbuch stehen, aber weil es nicht "meine" Farben sind muss ich für solche Wünsche immer erst etwas passendes auftreiben.
Dann kam das Paket und es waren sowohl Rot als auch Grün darin. JUHUU!
Aber auch die anderen Farben sind einfach Spitze. Lila und Blau gehen bei mir ja eigentlich immer. Aber auch das Braune und das Konfetti Knäuel gefallen mir richtig richtig gut.


Kurz danach bin ich noch zu ⇨ Lauras Wollladen in der Kölner Innenstadt, weil ich für des Gatten Weihnachtssocken 6-fach Wolle in Langweilig und Blau-Grau brauchte. (Was ich mich freu das zu verstricken!)
Dort bin ich dann von der #Socktober Rabatt Aktion, wo es für jedes Knäul 1€ Rabatt gab, dazu verführt worden noch vier weiteren bunten Knäueln ein liebevolles zu Hause zu schenken. Quasi als Entschädigung für das langweilige Blau-Grau. (GRINS!) Wie man sieht bin ich meiner derzeitigen Vorliebe für Blau und Violett treu geblieben. Nur das Gelb-Grün ganz außen kann ich mir nicht so recht erklären, aber das wird schon seinen Grund haben.


Und dann war da noch meine Reise nach Zeeland.
Die gute Frau Eule hat mich einfach in ihr Auto gepackt, und mit an die Nordsee genommen. Und ich durfte einen Woche lang echten Urlaub am Meer machen. Ohne Familie, und ohne die vielen alltäglichen Sorgen daheim. Es war wunderbar!


Natürlich waren Wuffi und alle meine fertigen Strickprojekte mit im Gepäck!
So sind ganz zauberhafte Socken Shootings mit Sand und Meer und Seegras in leicht goldenem Herbstlicht entstanden. Momentan habe ich noch gar keinen Plan wann und wie ich euch das alles zeigen soll. Immerhin stehen auch noch die Berichte über meine Reise nach Hamburg aus. Aber dass ich nicht hinterher komme und euch etwas erst mit großer Verzögerung zeige kennt ihr ja schon von mir.



Mittwoch, 17. Oktober 2018

Cologne Pride 2018 - Coming Out in deinem Style

Der Cologne Pride ist zwar inzwischen schon gefühlte Ewigkeiten her, aber weil mir das Thema echt am Herzen liegt möchte ich trotzdem noch darüber berichten.

[Warnhinweis: Kann Spuren von unbezahlter Werbung enthalten!]

Als der Gatte im Juni zur ⇨ OP in der Uniklinik war, feierte das ⇨ Anyway Köln endlich endlich große Wiedereröffnung mit neuen Räumlichkeiten. Gerade rechtzeitig, denn es sollte noch eine große Rolle im diesjährigen CSD in Köln spielen.
"Coming Out in deinem Style" lautete das diesjährige Motto in Köln. Ein Motto welches sich vor allem an die queere Jugend richten sollte, und darüber hinaus auf die stark erhöhte Suizidgefährdung bei jungen LGBTIs aufmerksam machen wollte. Als DAS queere Jugendzentrum im Großraum Köln fanden im Anyway zahlreiche Veranstaltungen zum Thema statt.

Unser queerer Teenager engagiert sich inzwischen ehrenamtlich im Thekenteam und war an diesem Abend natürlich mit viel Enthusiasmus bei der Sache. Das sieht man auch in ⇨diesem Video, wo unser Teenager immer wieder elegant durchs Bild schwebt.

(Foto: Anyway Köln )

Am nächsten Tag entdecke ich genau dieses Bild dann in sämtlichen queeren Online Magazinen und das queer durch alle sozialen Medien.
Ich kann euch sagen, da wird einem als Mutter erst einmal ganz anders. Es ist eine Sache einen schwulen Sohn zu haben, aber emotional eine ganz andere Sache wenn der schwule Sohn langsam immer mutiger und damit auch sichtbarer wird. Insgesamt sind wir als Eltern jedoch unglaublich stolz auf unser Kind, eben weil er sich traut so offen sichtbar für andere zu sein.

Leider hat dies im privaten Umfeld des Teenagers noch ein kleines Drama ausgelöst. Gegen Eifersucht und üble Nachrede ist  kein Kraut gewachsen, und der Teenager war danach erst mal wieder Single.



Kurze Zeit später sind wir gefragt worden, ob wir nicht Lust hätten im Anyway an einem Talkabend zum Thema Coming Out teil zu nehmen. Der Teenager als junger Besucher des Jugendzentrums und Vertreter seiner Generation. Ich als Mutter eines LGBTI. Und obwohl es zeitlich etwas ungünstig mit des Gatten Gesundheitszustand fiel, habe ich mir den Abend dafür frei geschaufelt.


Ich hatte mir vorgenommen auch die neuen Räumlichkeiten des Anyway einmal vor stellen zu wollen, und hatte deshalb meine Kamera dabei. Allerdings habe ich dann nicht wirklich viele Bilder machen können.
Das Anyway ist als queeres Jugendzentrum ein immens wichtiger Rückzugsort und Treffpunkt für viele LGBTIs, und das weit über die Stadtgrenzen hinaus. So manch ein Besucher kommt heimlich her und ist auf Anonymität und absolute Diskretion angewiesen. Keinesfalls wollte ich mit meinen Bildern irgendjemanden zwangsouten oder gar verschrecken. Daher habe ich im Zweifel die Kamera einfach im offmodus gelassen.


Ein paar wenige Bilder kann ich aber dennoch zeigen.
Und wie man sieht ist das Anyway Köln unter anderem auch ein Ort an dem tolle Kunstaktionen für die Jugendlichen angeboten werden.


Was ich aber ganz unbedingt fotografieren und zeigen musste sind die Toiletten!
Unsere geschlechtsspezifische Unterteilung in männlich und weiblich ist insbesondere für Trans-Jugendliche, aber auch für alle Intersexuellen oder Non-Binären Persönlichkeiten mitunter ein sehr belastendes Thema. Nicht selten kommt es beim Besuch von öffentlichen Toiletten sogar zu kleinen und großen Eskalationen, vor allem dann wenn Personal vorhanden ist. Im Anyway wird dagegen einfach nur in Sitzen und Stehen unterteilt, damit man weiß was sich hinter den Türen befindet.  Ich finde das großartig!


Aufgrund meiner persönlichen Umstände wurde es leider ein sehr langer und auch anstrengender Tag für mich. Denn ich hatte zuvor einen Termin und war außerdem noch beim Gatten in der Klinik.
Trotzdem bin ich froh an dem Talkabend teilgenommen zu haben. Es war einfach nur toll, und der Abend war ein sehr positives Erlebnis für mich. Ich würde jederzeit wieder an solch einem Talkabend teil nehmen!

Im Alltag erlebe ich es leider immer wieder dass Menschen, insbesondere auch andere Eltern, zu mir auf Abstand gehen wenn sie feststellen dass ich die Mutter des queeren Teenagers bin. Zwar traut sich nur selten jemand offen und ehrlich mit mir in Konfrontation zu gehen, aber eine gewisse passive Diskriminierung ist deutlich spürbar.
Zudem fahre ich was meine Kinder betrifft eine sehr konsequente Linie.
Meine Kinder sind großartig! Punkt.
Ich bin stolz auf meine Kinder! Punkt.
Sowohl meine Kinder als auch wir Eltern sind "out and proud" und damit sichtbar. Punkt!
Wer ein Problem mit meinen Kindern hat, hat ein Problem mit mir! PUNKT!

Leider macht das manchmal ganz schön einsam. Und mein Freundeskreis hat sich seit unserem Eltern Outing stark verändert.
Beim Talkabend im Anyway fielen meinerseits dann Sätze wie "Wer ein Problem mit meinem schwulen Sohn hat, der braucht nicht mit mir befreundet zu sein und soll sich Freunde suchen die besser zu ihm passen". Oder auch: "Ich würde mir wünschen dass das Konkurrenzdenken unter uns  Eltern endlich auf hören würde. Es ist doch egal ob mein Kind mit einem Freund oder einer Freundin heim kommt, es soll einfach glücklich sein dürfen". Für mich völlig ungewohnt, gab es für meine Statements fast jedes mal umfangreichen Applaus. Balsam für die Seele!
Nach der Veranstaltung kamen noch viele der Gäste auf mich zu, um kurz mit mir zu reden. Manche wollten mich auch einfach nur mal drücken, oder mir sagen wie toll sie mich finden.  Ich habe sehr viel Zuspruch an diesem Abend erhalten und war noch Tage später regelrecht high davon.
(Kann das bitte immer so sein?)


Bevor der Gatte die Klinik Ende Juni mehr oder minder im Rollstuhl verlassen hat, hatte ich ihm versprochen dass ich ihn im Rolli zum CSD schieben würde nur damit er dabei sein kann.
Nun, mit einem Rollstuhl durch die Kölner Altstadt zu fahren ist wahrlich nicht besonders angenehm. Während einer Großveranstaltung mit hunderttausenden Menschen erst recht nicht. Wir sind Samstags trotzdem über das Straßenfest in der Altstadt gebummelt.


Ficken statt Beten!
Das fanden wir persönlich besonders gut. Vor allem auf unsere ganz eigene Situation bezogen!


Natürlich haben wir auch beim Stand vom Anyway Köln kurz vorbei geschaut und Hallo gesagt.
Hier ist der Gatte mit Falk Steiborn zu sehen, welcher beim Anyway  die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit betreut. (Die beiden Damen am Rande waren uns unbekannt, hatten nach einem kurzem Gespräch jedoch nichts gegen eine Veröffentlichung des Bildes einzuwenden. Danke dafür!)


Im Hintergrund ist die tolle Coming Out Box zu sehen. Hier durfte sich jeder in einem Video Statement als alles Outen wozu er gerade Lust hatte. So gab es Outings als Einhornfans oder Tierfreunde, aber natürlich auch als LBGTI zu sehen. Diese Video Statements wurden bereits vor dem CSD in kurzen Sequenzen via ⇨ Youtube veröffentlicht, und während des CSDs auch auf der Video Leinwand an der Hauptbühne gezeigt.

Der Gatte hatte sich  im Mai während des Come together Cup am Rhein Energie Station in die Box getraut und sich als Regenbogenpapa geoutet. Er gibt dort ein starkes Statement an alle Eltern dieser Welt zum besten. O-Ton: Lasst eure Kinder bitte sein wer sie sind!
Der Teenager hat während des CSDs dann noch in einer Dokumentation des WDRs mit gewirkt.
Beides ist in der WDR Mediathek noch bis zum 8.7.2019 unter ⇨ DIESEM LINK an zu sehen.



Man mag es ja nicht für möglich halten, aber wir haben es mit dem Rollstuhl trotz der vielen Menschen sogar bis hinterunter auf den Heumarkt, und dort bis kurz vor die Hauptbühne geschafft. Immer wenn man auf uns Aufmerksam wurde, hat sich auf wundersame Weise eine kleine Gasse für uns geöffnet. Oftmals wurde sich auch wie bei einer Kettenreaktion gegenseitig angestubst, um diese Gasse zu ermöglichen. Überhaupt wurde von der Menge insgesamt sehr viel Rücksicht auf uns genommen. Ich mag die LGBTIs einfach!


Weil der Teenager und ich beim Talkabend im Anyway mitgewirkt haben, hatten wir als Dankeschön  Backstage Pässe für die Hauptbühne bekommen. Inklusive Catering und Zugang zu Barriere freien Toiletten.
Es hat sehr gut getan sich kurz einmal vom Trubel der Altstadt in diesem geschützten Bereich erholen zu können. Das Catering war sehr gut und sehr lecker. Und auch hier haben wir wieder sehr viel Rücksichtnahme erfahren dürfen. Immerzu waren uns völlig unbekannte Menschen sofort bereit mir zu helfen, wie z.B. beim Teller und Getränketransport. Echt super! Das ist so selten geworden im Alltag.



Wie man sehen kann hatten der Gatte und der Teenager jedenfalls sehr viel Spaß an diesem Tag.
Der Gatte war glücklich doch irgendwie dabei sein zu können. Und für den Teenager ist der CSD sowieso der Höhepunkt des Jahres.
Ganz besonders viel Spaß hatten wir allerdings mit dieser tollen Postkarte von der ⇨ Initiative 100% Mensch! Kann es sein dass deine Hetero Sexualität nur eine Phase ist? Die Initiative möchte mit diesem und anderen markanten Aussagen auf jene Vorurteile aufmerksam machen, denen viele LGBTIs oftmals ausgesetzt sind.



Über das CSD Wochenende haben sowohl der Seelenstreichler mit seinem Partner bei uns übernachtet, als auch der Freund des Teenagers. Und alle Schuhe stapelten sich im Flur übereinander. Manchmal sah das ein bißchen aus wie bei einem Kindergeburtstag, nur in ordentlich. Denn alle haben darauf geachtet, dass dem Gatten keine Stolperfallen entstehen.


Weil wir nicht alle gleichzeitig an unseren normal großen Tisch passen, haben wir am Sonntag Morgen im Schichtbetrieb gefrühstückt. Der Teenager und sein Freund durften als erste frühstücken, weil sie als Aktive im CSD bereits viel früher los mussten. Da wir nur als Besucher zum CSD sind, haben wir wir uns danach in aller Ruhe für den langen Tag gestärkt.


Wenn so viele Menschen zu einer Veranstaltung zusammen kommen, ziehe ich mich ja gerne zurück und überlasse das Feld meinen Männern. Ich brauche das nicht und empfinde so viele Menschen auf einem Fleck bestenfalls als anstrengend.
Aber was tut man nicht alles für seine Lieben?
Oder wie es eine liebe Freundin von uns neulich ausdrückte: "Du bist ganz schön leidensfähig. Vor Dir sollte man echt den Hut ziehen!" (Danke für diese Worte, liebe Freundin! Du ahnst gar nicht was mir das bedeutet.)


Zum Glück war ich nicht ganz alleine mit dem Gatten unterwegs. Es waren weitere liebe Freunde um uns herum um für den Gatten mit seinem Rolli den Bodyguard zu machen. Und das war auch gut so, denn waren wirklich unglaublich viele Menschen in der Stadt.


2018 hatten wir den bisher größten CSD in Köln, den es je gegeben hat.
Über 1,2 Mio Zuschauer säumten die Zustrecke der Demonstation am Sonntag.
In der Demo selbst nahmen 170 Fahrzeuge und Fußgruppen teil.
An unserem Standort Nähe Neumarkt hat es über vier Stunden gedauert, bis die komplette Demo an uns vorüber gezogen ist. Und manchmal wurde es richtig, richtig eng. Vor allem wenn die großen Wagen sich ihren Weg durch all die Menschen bahnen mussten.


Und dann standen plötzlich noch Falk Steinborn vom Anyway und die Jungs von ⇨ Anyway TV vor uns, um mich zu interviewen. Zu Hilfe! Meine Stärke ist eindeutig eher hinter als vor der Kamera. Ich hoffe ich habe nicht all zu großen Mist von mir gegeben.


Trotz Rollstuhl hatte der Gatte großen Spaß, wie man sieht.


Und ein bißchen hatte der Rollstuhl auch einen gewissen Bonus Charakter. Etwa so, wie wenn man mit ganz kleinen Kindern beim Karnevalsumzug steht. Der Gatte wurde mit Demo Material und kleinen Geschenken regelrecht überhäuft!


Höhepunkt am Sonntag?
Für uns ganz klar! Der Trupp vom Anyway. Was auch sonst?
Die nun folgenden Bilder wurden mir freundlicherweise vom Anyway für meinen Weblog zur Verfügung gestellt. Ich habe zwar auch eigene Bilder machen können, aber nur sehr wenige weil der Trupp recht schnell an uns vorüber gezogen ist.


Unser Teenager, ganz Kämpferherz.
So kennen und so lieben wir ihn. Und genau so sind wir unglaublich stolz auf ihn!
Mutig und selbstbewusst, immer und bei jeder Demo dabei. Und immer deutlich sichtbar in der allerersten Reihe!


Seit 2017 nun endlich die Ehe für alle beschlossen und geöffnet wurde, wird immer wieder gerne darüber diskutiert ob wir einen CSD überhaupt noch bräuchten. Natürlich hauptsächlich von Heteros!
Und was mir persönlich schon seit vielen Jahren unglaublich auf die Nerven geht sind Formulierungen wie "müssen die das denn immer so deutlich zeigen / herausstellen was sie sind?"

Hallo? Wir Heteros zeigen doch auch was wir sind! Und das ohne groß darüber nach zu denken. Sobald wir Heteros mit unserem Partner, oder auch mit unseren Kindern, in die Öffentlichkeit gehen sind wir für alle Menschen laut und deutlich als Heteros zu erkennen.
Warum also sollten LGBTIs nicht wenigstens ein einziges Mal im Jahr deutlich zeigen dürfen wer und was sie sind und überhaupt dass es sie gibt?


Darüber hinaus sind wir von einer echten und wirklichen Gleichberechtigung leider noch Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte weit entfernt. Alleine das Transsexuellengesetz ist für viele Betroffene die reinste Katastrophe. Eine weitere Katastrophe wird gerade jetzt durch unsere Bundesregierung mit der Option zum dritten Geschlechtseintrag geschaffen. Und für viele LGBTIs gehören Diskriminierung und Diffamierung leider zum Alltag.

Jeder Hinz und Kunz und Papperlapp darf bei uns jederzeit eine Demonstration an melden. Ein Umstand der insbesondere von gewissem braunen Gesocks reichlich ausgenutzt wird, um ihren Hass und ihre Menschenfeindlichkeit zu verbreiten.
Aber bei den friedlichen, bunten und toleranten LGBTIs wird von Heteros darüber diskutiert warum sie ein einziges mal im ganzen Jahr auf die Straße gehen müssen um für ihre Menschenrechte zu kämpfen?
Liebe Heteros, merkt ihr eigentlich noch was?


In diesen Bildern sieht man so viel Lebensfreude. So viel Glück und Ausgelassenheit.
Ein Gefühl dass vielen LGBTIs im Alltag oftmals nur selten vergönnt ist. Junge LGBTIs haben ein siebenmal höheres Suizidrisiko als Hetero Jugendliche im gleichen Alter. Sie müssen so vieles aushalten. Leiden z.B. in der Schule oder im Beruf, kämpfen um Anerkennung durch die Eltern, fühlen sich schnell ausgegrenzt. Und leider hat auch unser Teenager, trotz aller Unterstützung durch uns, schon eine wirklich schlimme Depression durchleiden müssen.
Die CSDs dieser Welt sind für viele LGBTIs der absolute Höhepunkt des Jahres. Als würden Weihnachten Ostern Geburtstag und Namenstag auf einen einzigen Tag fallen.
Wer gibt Heteros eigentlich das Recht,  auch nur über diesen für sie so wichtigen Tag diskutieren zu dürfen?


Speziell bei uns in Köln kursieren seit vielen Jahren Begriffe wie "rosa Karneval". Und im Vergleich mit den CSDs in anderen Städten in Deutschland oder in Europa, hat unser CSD hier wirklich Party Charakter. Dennoch sollte man nicht übersehen, dass auch der CSD in Köln immer noch eine politische Botschaft transportiert. Und viele Demo Teilnehmer haben zusätzlich noch ihre ganz persönliche Message für die Welt.


Wer die Zeit und die Muße hat, der kann sich ja gerne noch den ⇨ Live Mitschnitt vom Heumarkt auf der Homepage des Cologne Pride an sehen.



Fast wäre es unter gegangen, aber mitten in diesem ganzen CSD Trubel hatte mein lieber Seelenstreichler außerdem noch Geburtstag.
Mir tut es wahnsinnig leid, dass ich es dieses mal nicht geschafft habe Geburtstagssocken für ihn zu stricken. Aber immerhin konnte ich ihn mit einem Waffeltürmchen und bunten Kerzen verwöhnen.