Dienstag, 24. März 2020

Rückkehr nach Zeeland

Was sind das nur für seltsame Zeiten, die wir gerade alle durchleben?
Jahrzehntelang machen wir systematisch unseren Planeten kaputt, und dann kommt so ein mikroskopisch kleiner Erreger und zwingt weltweit fast alles zum totalen Stillstand. Plötzlich ist die Luft in den Städten wieder sauber und atembar. Und in der Lagune von Venedig tummeln sich Fische und Delfine. So sehr ich mir auch wünsche dass dieser Spuk bald vorbei sein möge, so sehr hoffe ich auch darauf dass die Menschheit etwas aus diesen Zeiten lernen möge.

Derweil nutze ich den unfreiwilligen Stillstand dazu, endlich mal wieder den Blog zu pflegen und all die schönen Dinge zu zeigen für die ich in den letzten Monaten leider keine Muße hatte. Die Zeeland Reise in November letzten Jahres, wieder zusammen mit Frau Eule, macht den Anfang.
Wieder waren wir in einem Ferien Häuschen, wieder in der gleichen Anlage wie letztes mal, nur war es dieses mal eine anderes Haus.


Wieder hatte das Haus einen kleinen gepflegten Garten und eine große Terasse mit Tisch und Stühlen.


Aber dieses mal hatten wir vom Wohnzimmer und Terrasse aus diesen grandiosen Ausblick, denn der Garten mündete direkt an diesen tollen Wassergraben.


Die Inneneinrichtung war exakt die selbe, wie auch im anderen Haus im Jahr zuvor.
Keine große Überraschung, aber auch keineswegs negativ. So hatten wir gleich das Gefühl "zu Hause" zu sein und haben uns erst einmal eingerichtet. Das Strickzeug wurde auf Couch und Tisch ausgebreitet. Und Frau Eule hat sich ihren Laptop auf der Couch installiert.


Ich dagegen habe mich mit Laptop und Equipment am Ende des schönen großen Esstischs eingerichtet.


Bevor wir aufgebrochen sind, wurde ich von der Nachbarin ungläubig gefragt was man denn im November an der Nordsee machen würde. Da wäre ja dann nix los, und das Wetter wäre auch nicht mehr so schön.
Manch einer kann es sich vielleicht nur schwer vorstellen, aber gerade weil dann an der Nordsee vergleichsweise "nix los ist" sind wir im November gefahren. Um uns zu erholen brauchen wir weder Sommerwetter noch tausende Menschen um uns herum. Und wenn man ein Ferienhaus mit einer großen Couch zum Stricken hat, dann stört auch der Regen nicht wirklich.


Urlaub ist für jeden Menschen individuell.
Manche brauchen dafür ein Hotel mit Pool, oder jeden Tag ein aufregendes Erlebnis. Frau Eule und ich selbst bevorzugen jedoch gerne die Stille. Fernab vom Alltag können wir gemeinsam schweigen, ohne dass sich dabei einer unwohl fühlen würde. Wir brauchen dann nicht einmal Radio oder Fernseher, obwohl beides zur Verfügung stünde. Einfach nur in Stille gemeinsam stricken, ohne dass man krampfhaft nach einer Unterhaltung suchen müsste.
Niemand versteht die Sehnsucht nach Stille in mir so sehr wie meine Frau Eule.


Urlaub bedeutet auch, einfach mal den Tag im Pyjama auf dem Sofa zu verplempern. Weil weder Haushalt, noch Familie, noch Job von einem Aufmerksamkeit einfordern.


Und wenn dann nach einem langen verregnetem Tag, kurz vor Sonnenuntergang die Sonne noch einmal hervor blitzt, dann springt man schnell in die Klamotten, schmeißt sich ins Auto, und geht Regenbögen jagen.


Ehrlich, ich habe noch nie einen so wunderschönen Regenbogen gesehen!
Hier spielen mehrere Faktoren zusammen, die man in einer Großstadt praktisch nie erlebt. Klare unverschmutze Luft zum Beispiel. Und ein freier unbebauter Horizont. Aber auch der spezielle Winkel der Sonneneinstrahlung im November, und die damit verbundene Lichtbrechung in der Atmosphäre spielen eine Rolle. Doch genug der wissenschaftlichen Fakten. Es war einfach nur bombastisch!


Auch kulinarisch haben wir es uns wieder richtig gut gehen lassen.
Da gab es zum Beispiel die obligatorischen niederländischen Rosinenbrötchen mit richtig guter Butter!


Oder diese Frischteig Pizza mit richtig hochwertigen Zutaten, die man nur noch in den Ofen schieben und hinterher mit frischen Kräutern toppen musste. Dazu ein Glas Wein, und der Abend ist Perfekt!
Warum bekommt man in Deutschland eigentlich nur so einen scheußlich schmeckenden Billigfraß?


Und dann erst der Kuchen!
Nahezu täglich haben wir uns solch kleine Köstlichkeiten schmecken lassen.


Dass ich dem in den Niederlanden verbreiteten Softbrot nicht wirklich etwas abgewinnen kann, dürfte niemanden der mich kennt wirklich wundern. Aber mit viel gutem Willen, und ein bißchen Kreativität, lässt sich auch das für ein paar Tage ertragen.


Was sollte man unbedingt tun, wenn man in den Niederlanden oder in Belgien ist?
Pommes essen!
Sie werden dort anders zubereitet. Es wird ein anderes Fett verwendet, und sie werden heißer aber dafür kürzer frittiert. Und sie schmecken dadurch soooo lecker!


Ebenfalls ein wenig anders war dieses Softeis.
Schon alleine die Variante dass das Eis auf die Soße kommt, anstatt umgekehrt, finde ich sehr genial. Optisch ein Kracher, aber auch praktisch hat es seine Vorteile. Und auch das Eis schmeckt irgendwie ein bißchen anders, auch wenn ich dafür keine Erklärung habe.


Wir haben uns dieses mal nicht ganz so eingeigelt wie beim letzten Urlaub, und sind öfters mal in die umliegenden Städte und Ortschaften gefahren. Dabei haben wir dann an einem Feldrand diese Bienenweide entdeckt. Blühende Blumen im November! Einfach unglaublich.


Zierikzee ist ein wunderschönes kleines altes Städtchen. Und auch im November noch toll anzusehen.


Dass es im November bereits früh dunkel wird, muss übrigens nicht unbedingt ein Nachteil sein. Denn bei Nacht entfaltet sich in alten Stadtkernen oftmals eine ganz besondere Lichtstimmung.


Wie bereits letztes Jahr, so haben wir uns auch dieses mal wieder einen Leuchtturm gesucht.
Auf dem Weg dorthin sind wir an riesigen Schwärmen von Wildgänsen vorbei gekommen. Unweigerlich musste ich an die Geschichten aus meiner Kindheit von Nils Holgerson denken. Kennt das außer mir noch jemand?


Dann sind wir noch diesen herrlich entspannten Kühen begegnet.


Und dann stand er da, mitten in den Dünen bei Ouddorp, der gesuchte Leutturm.


Touristisch mag dieser Leutturm jetzt nicht unbedingt ein Highlight sein.
Er ist nicht rot weiß geringelt, nicht öffentlich zugänglich, und man kommt noch nicht einmal in seine Nähe. Jedoch finde ich dass er durch seine Backsteinfassade etwas urtümliches hat, und optisch total gut in diese Landschaft aus Dünen, Seegras und blauem Himmel passt.


Überhaupt war schon allein die Umgebung des Leuchtturms jede Mühe wert.
Postkarten Motive wohin das Auge auch blickte. Und dann dieses Gefühl dass die Welt einfach mal für einige Augenblicke stehen geblieben ist.


Dieser Moment, wo man über den letzten Dünenkamm kommt, und sich plötzlich das Meer vor einem ausbreitet........ Unbeschreiblich schön und eigentlich auch unbezahlbar!


Das Licht war an diesem speziellen Tag ganz wunderbar surreal. Und wenn ich ehrlich bin, für genau solche Erlebnisse fahre ich im November an die Nordsee!
Der Sonnenstand ist im November eben sehr viel anders als im Sommer, und zaubert sein ganz eigenes fast schon magisch wirkendes Licht. Am Strand sind selbst bei gutem Wetter kaum Leute unterwegs, und wenn doch sind es meist Menschen die ebenso die Ruhe und Einsamkeit suchen wie man selbst und man geht sich Respektvoll und Leise aus dem Weg. Keine Massen an Touristen, keine Horden von Menschen am Strand, aber dafür das Gefühl diesen fantastischen Ort ganz für sich alleine zu haben.


Und gerade durch diese Einzigartige Lichtstreuung im November kann es dann vorkommen, dass man nach Süden zur Sonne blickt und durch ein paar hohe Wolken das Licht so gebrochen wird dass die Landschaft aussieht wie flüssiges Blei. Doch guckt man an der gleichen Stelle gen Norden so erblickt man das klarste und schönste Blau dass man je im Leben gesehen hat!


Wir hatten das Glück bei Ebbe am Strand zu sein. Nicht dass wir gezielt darauf geachtet hätten, es hat sich einfach so ergeben. Und auch wenn es an dieser Stelle kein richtiges Watt gibt, so hat man doch einige Meter Patschnassen Schlick unter den Füßen.
Das mag jetzt vielleicht nicht für jeden so interessant sein, aber als Fotograf sieht man die Welt mit anderen Augen. Und ich habe in diesem Fall eine riesige Reflexionsfläche vor und unter meinen Füßen gesehen.


Am Abend sind wir noch einmal zu dem Leuchtturm in den Dünen zurück gekehrt, und ich habe versucht ein paar Nachtaufnahmen vom Leuchtfeuer zu bekommen. So wirklich gelungen ist es mir leider nicht. Aber ein tolles Erlebnis war es allemal bei Dunkelheit so knapp vor einem Leuchtturm zu stehen.


Kurz vor meiner Reise hatte ich mir relativ günstig ein gebrauchtes 300mm Zoom Objektiv gekauft. Im Urlaub wollte ich dann natürlich wissen was mit dem Schätzchen alles möglich ist.
Hier mal zum Vergleich eine Ausgangsszenerie:


Es ist schon beeindruckend wie viele Details mit dem Zoom Objektiv plötzlich sichtbar werden.


Maximal gezoomt werden dann auch die Wasservögel ganz groß. Man kann sogar noch die Strömungen der einzeln Wellen erkennen.


Und diese Spaziergänger wirken fast so, als würde ich selbst unten am Strand stehen. Dabei war ich immer noch oben auf der Deichkrone.


Auch dieses Bild ist mit dem Zoom Objektiv entstanden, wenn auch nicht mehr am Strand sondern in der Ferienanlage. Aber ohne den Zoom wären zum Beispiel die Details im Gefieder der Möwen nicht mehr so deutlich sichtbar gewesen.


Natürlich habe ich auch wieder ein paar fertige Strickprojekte für ein Nordsee Shooting im Koffer gehabt. Nicht ganz so viele wie im letzten Jahr, denn die Wetteraussichten waren nicht ganz so prickeld. Aber das was ich dabei hatte, konnte ich alles problemlos in Szene setzen.

Auf der Terasse habe ich diese beiden Paar Socken geshootet:


Und im Garten habe ich dieses Tuch in Szene gesetzt.


Ein kleines, aber feines Dünenshooting war auch noch möglich. Obwohl ich schon fast nicht mehr daran gelaubt hatte.


Diese beiden Paar Socken hier sind aus Wolle entstanden, welche mein Teenager für mich zu Weihnachten nach den Farben meiner Urlaubsbilder hat färben lassen. Daraus sind ein Paar Socken für mich, und ein Paar Socken für Frau Eule entstanden.


Nach Zeeland Farben gefärbt, in Zeeland geshootet, in Zeeland zum ersten mal getragen, für und mit der Freundin mit der diese Reisen überhaupt erst für mich möglich sind. Die ultimativsten Freundinnen Socken die es auf der Welt geben kann!


Einer der Vorteile einer Ferienwohnung?
Man kann seinen Kram einfach liegen lassen, ohne dass ein Zimmerservice damit Probleme bekommt. Nach den Shootings sah es manchmal echt wild aus an meinem "Arbeitsplatz".


So wirklich durchgehend mieses Wetter war eigentlich nur am letzten Urlaubstag. Wir haben den Tag dann einfach faul auf der Couch verbracht und die letzten Kuchen aus dem Kühlschrank vernichtet.


Abends haben wir uns den Kamin angefeuert, aus den letzen Resten im Kühlschrank eine nette Tapas Platte gezaubert, und die letzte Flasche Wein vernichtet.


Ein sehr gemütlicher und heimeliger Abend war das.
Trotzdem konnte ich nicht widerstehen, und musste mich mit der Kamera noch ein wenig vor den Kamin hocken. Feuer hatte ich mit der Nikon bisher noch nicht probiert.


In den ersten Tagen nach unserer Heimkehr hatte ich ganz furchtbares Meerweh. Ich hätte alles dafür gegeben wieder zurück zu können. Frau Eule ging es ganz ähnlich, und so ist der nächste Zeeland Urlaub dann auch bereits gebucht.



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