Mittwoch, 8. April 2020

Dankeschön für das Anyway

Im November 2016 hat sich der queere Teenager bei uns Eltern geoutet.
Anfang 2017 waren wir das erste mal im ⇨ Anyway Köln. Meine große Hoffnung war, dass der Teenager im Kontakt mit anderen queeren Jugendlichen ein Gefühl dafür entwickelt dass er nicht alleine ist. Dass er nicht einfach anders als alle anderen ist. Dass es noch mehr Jugendliche wie ihn gibt. Und dies letztlich auch die Selbstakzeptanz und damit das Selbstbewusstsein fördern würde.

Damals sollte ich noch keine Ahnung haben wie sehr meine Hoffnungen sich erfüllen sollten.
Der Teenager hat seitdem unglaublich viel Lebenserfahrungen sammeln können. Er engagiert sich, wo immer sich ihm die Möglichkeit dazu bietet. Als festes Mitglied im Thekenteam begrüßt er offenherzig jene Jugendliche die zum ersten mal ins Anyway kommen. In seiner Schule ist er das Aushängeschild für queere Sichtbarkeit, und gibt mit seinem von ihm gegründetem Rainbow Club auch anderen jungen Queers eine sichere Anlaufstelle. Ohne Scheu vor persönlichen Konsequenzen zeigt er sich als Repräsentant seiner queeren Generation immer wieder in der Öffentlichkeit, und auch in den Medien. Sein Mut und sein Selbstbewusstsein kennen praktisch keine Grenzen.

Wir sind unglaublich Stolz auf unseren Teenager!
Solch eine enorme persönliche Entwicklung muss man sich erst einmal leisten können. Und auch wenn wir dem Teenager jederzeit bedingungslos Freiraum sowie Rückendeckung geben, so ist uns auch bewusst dass diese Entwicklung ohne das Anyway Köln anders oder auch gar nicht verlaufen wäre. Denn das Anyway Köln ist so viel mehr als nur ein Jugendtreff, wo sich Gleichgesinnte treffen.
Im Anyway erfahren viele Jugendliche das erste mal in ihrem Leben bedingungslose Akzeptanz und Wertschätzung. Darüber hinaus findet sich hier für jedes der vielfältigen Probleme, die ein queerer Jugendlicher haben kann, ein kompetenter Ansprechpartner. Hier hört man nicht nur einfach zu, hier werden auch ganz konkret und praktisch nach Lösungen für die Jugendlichen gesucht. Darüber hinaus werden hier auch noch echte Zukunftsperspektiven vermittelt.
Für die Mitarbeiter des Anyway ist es oftmals viel mehr als "nur ein Job". Sie sind Ersatz Väter und Mütter für unzählige der queeren Jugendlichen. Sie hören sich geduldig alle Sorgen an, sind fast immer erreichbar, und nehmen sich Zeit wann immer dies nötig ist. Für viele der Jugendlichen ist das unendlich wichtig!

Als Mutter eines queeren Kindes bin ich unendlich froh und dankbar, dass wir mit dem Anyway Köln solch eine gute und wichtige Einrichtung in unserer Reichweite haben. Wie sich alles entwickelt hätte wenn es das Anyway nicht gäbe, darüber möchte ich gar nicht erst nachdenken.
Deshalb fand ich es auch an der Zeit, einfach mal DANKE zu sagen.
Die Mitarbeiter geben so viel Herzblut in "ihren Job". Aber wer gibt den Mitarbeitern mal etwas zurück? Zwar würde jeder von ihnen sagen dass die Jugendlichen bereits sehr vieles zurück geben würden, aber mir war nicht bekannt dass dies auch von Elternseite geschehen würde.

Bereits im Frühjahr letztes Jahres habe ich mir Gedanken gemacht, wie und was und ob überhaupt ich da etwas machen könnte. Nach einer groben Schätzung brauchte ich mindestens 20 kleine Geschenke. Am besten etwas selbstgemachtes. Von mir ganz persönlich. Und so habe ich begonnen unzählige kleine Schlüsselanhänger Mini Söckchen zu stricken. Immer mal wieder ein paar, bis ich 20 zusammen hätte. In Realität habe ich jedoch viel viel mehr als nur diese 20 Mini Söckchen stricken müssen. Denn die Dinger haben stets familiären Schwund erlitten. Immer mal wieder wurden welche aus der Kiste genommen, um jemanden damit eine Freude zu machen.


Außerdem habe ich meine Milka Taschen Produktion wieder aufgenommen, und im Laufe des Jahres so um die 40 bunte Täschchen gewerkelt. 20 für das Anyway. Alle weiteren Taschen sind in meinen Vorrat gegangen.


Als ich im November mit Plätzchen backen begonnen habe, habe ich außerdem noch 20 große Tannenbäume gebacken, und zusammen mit einem Tee nett verpackt.


Nun hatte ich also ausreichend Mini Söckchen Schlüsselanhänger, Milka Täschchen und Keks Tannenbäume zusammen, und stand vor der Frage:
Wie zur Hölle soll ich das jetzt bitte hübsch zusammen verpacken?


Zunächst einmal habe ich versucht für jedes Söckchen eine farblich passende Milka Tasche zu finden. Später habe ich dann versucht für die Milka Taschen eine farblich passende Socke zu finden!


Die Keks Tannenbäume habe ich irgendwie noch mit in die Taschen gefriemelt.


Zurück zur Frage: Wie soll ich das bitte verpacken?
Früher hätte ich den Geschlechtern zugehörig einfach x mal mit Rosa und x mal mit Blau verpackt.
Bei einer reinen Gruppe von Queers wäre dies nicht nur unangebracht gewesen, sondern hätte auch in keinster Weise der Realität entsprochen. In den letzten Jahren bin ich so sehr im Thema eingetaucht, habe so vieles gelernt, habe sogar einen Workshop besucht, dass ich inzwischen weiß dass es gefühlt neben Männlich und Weiblich, Schwul und Lesbisch, Schwarz und Weiß, noch mindestens hundert Grau Schattierungen gibt. Tatsächlich habe ich dabei so unendlich viel gelernt dass ich  mich selbst, wenn mir als Jugendliche bereits diese Informationen zur Verfügung gestanden hätten, wahrscheinlich nicht mehr als rein weibliche Hetero Frau definieren würde, sondern eher irgendwo in diesen vielen Grau Schattierungen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Wie also verpacken, dass man zwar einen kleinen Hinweis geben kann damit jeder seine Lieblingsfarbe bekommt, aber trotzdem irgendwie Geschlechtsneutral bleibt?
Letztlich habe ich mich für ganz neutrales Packpapier ohne jeden Schnickschnack entschieden. Und Mithilfe von ganz viel farblichen Kräuselband und einer Packung bunter Filzstifte lediglich einen Hinweis auf die dominierende Farbe des Inhalts gegeben.


Die letzte Frage die es zu klären galt war, wie wir das sicher und unbeschadet transportieren sollten. Denn zumindest die Keks Tannenbäume waren ja Bruch empfindlich.
Ich habe mir einfach irgendeinen passenden Karton genommen, diesen mit Geschenkpapier ein wenig aufgehübscht, und die 20 Päckchen hochkant hinein gestellt. So waren die Kekse relativ sicher, und die Päckchen konnten ganz leicht nach oben hinweg entnommen werden. Außerdem habe ich noch ein paar liebe Worte in Form einen Briefes hinzu gefügt.
Diese Kiste haben wir dann bei den Mitarbeitern des Anyway abgegeben.


Die Mitarbeiter haben sich dazu entschlossen, die Geschenke bei der letzten Teamsitzung vor Weihnachten zu verteilen und zu öffnen. Wie sehr sich die Mitarbeiter über die Überraschung gefreut haben, könnt ihr unter anderem in diesem ⇨ Instagram Post nachlesen. Außerdem habe ich darüber hinaus noch ganz liebe persönliche Nachrichten vom Team bekommen.

Es wird bestimmt nicht die letzte Überraschung gewesen sein, welche ich dem Team gemacht habe. Aber leider befürchte ich auch, dass mir für eine jährliche Überraschung schlicht die Kapazitäten fehlen. Derzeit habe ich jedenfalls noch keine Idee für ein weiteres solches Projekt.
Aber selbst wenn ich es nur alle zwei Jahre schaffe, ist es schon eine schöne Geste über die das Team sich sicherlich freuen wird.






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