Donnerstag, 2. April 2020

DIY Atemschutzmasken

Über Atemschutzmasken gibt es derzeit viele Diskussionen.

Der Präsident der Bundesärztekammer hat neulich in einer Pressekonferzenz dazu geraten in der Öffentlichkeit Schutzmasken zu tragen. Und auch immer mehr praktische Ärzte aus den großen Universitätskliniken sprechen sich dafür aus. Herr Prof. Dr. Drosten dagegen hat von Beginn an betont dass Schutzmasken nicht sicher vor dem Corona Virus schützen würden. So ist wohl irgendwie der Irrglaube entstanden, dass Schutzmasken generell völlig Sinnfrei wären und keinerlei Schutzwirkung hätten.

Bereits bevor diese Diskussionen um das tragen von Atemschutzmasken entstanden, habe ich mir über das Thema Gedanken gemacht. Ich kann es leider nicht gänzlich ausschließen ebenfalls zur Risikogruppe zu gehören. Zwar wird dies bisher von keiner offiziellen Stelle bestätigt, aber seit wann hätten die Experten die das große Ganze beurteilen einen Blick für die vielen unterschiedlichen seltenen Erkrankungen denen sie selbst nur in Ausnahmefällen mal begegnen? Wenn ich mir anschaue wie sehr jeder noch so kleine grippale Infekt mich direkt von den Füßen holt, möchte ich wirklich nicht wissen was ein Erreger mit mir macht der direkt auf die Lunge abzielt. Und was für Folgen eine solchen Infektion für den Gatten haben könnte, ist ebenfalls nicht wirklich abzusehen.

Da ich im Vorfeld der ganzen Hysterie leider nicht gehamstert habe, und auch der Rewe Lieferservice derzeit nicht für mich nutzbar ist, muss ich leider hin und wieder einkaufen gehen. Was sich momentan als ziemlich beschwerlich heraus stellt, da ich durch mehrere Supermärkte muss nur um unseren ganz normalen Bedarf zusammen zu bekommen. Gleich in der ersten Woche gab zwei Situationen für mich, die auch unter normalen Umständen wirklich unangenehm gewesen wären. Der Gatte arbeitet Systemrelevant, wie wir jetzt wissen, und kann seinen Posten zudem eben nicht ins Home Office verlagern. Auch er berichtete  von einer sehr unangenehmen Situation im ÖPNV.
Nachdem wir beide dann auch prompt leichte Erkältungssymptome entwickelten, begann ich damit mich über Atemschutzmasken zu informieren!

Für mich hat sich vor allem die Frage gestellt warum es bei der breiten Öffentlichkeit angeblich keinen schützenden Effekt haben soll, wir eine Atemschutzmaske bei medizinischem Personal aber praktisch nie in Frage stellen. Außerdem wollte ich herausfinden warum es in den asiatischen Ländern so normal ist in der Öffentlichkeit eine Atemschutzmaske zu tragen. Und warum insbesondere Südkorea diese Maßnahme derzeit konsequent umsetzt.

Die Informationen dazu sind vielfältig.
Ja, es stimmt, eine einfache Atemschutzmaske ohne Partikelfilter kann eine Ansteckung nicht zu 100% verhindern. Aber:
Werde ich von jemanden der nicht genug Abstand hält angehustet oder angeniest, ob indirekt oder direkt, kann ich die Partikel die er dabei absondert ohne Maske ungehindert einamten. Trage ich dagegen eine Maske, atme ich zwar immer noch Mirkopartikel ein, aber die großen Brocken wie die mit bloßem Auge sichtbaren Aerosole bleiben immerhin in der Maske hängen. Und wie bei jeder anderen Infektion auch, ist die Viruslast mit der ich in Berührung komme für den weiteren Verlauf der Infektion ein entscheidender Faktor.

Im asiatischen Raum trägt man Masken übrigens weniger um sich selbst zu schützen, sondern vielmehr um alle anderen zu schützen. Man kann bereits mit allem möglichen Infiziert sein, ohne es auch nur zu wissen. Das Tragen einer Maske verhindert dass man infektiöse Partikel ungehindert ausatmet und so andere damit infizieren kann. Eine Maske zu tragen gilt im asiatischen Raum deshalb als Höflich und Verantwortungsbewusst.
In Tschechien zum Beispiel darf man sich derzeit ohne Atemschutzmaske überhaupt nicht mehr in der Öffentlichkeit bewegen. Und seit kurzem darf man in Österreich ohne Maske weder einen Supermarkt betreten, noch den ÖPNV nutzen. Was ich ehrlich gesagt für sehr vernünftig und umsichtig halte, denn gerade hier besteht derzeit wohl noch das höhste Inflationsrisiko. Wenn einfach alle eine Maske tragen verringert man die Übertragungsrate dadurch ganz erheblich.

Ich persönlich bin inzwischen der Meinung, dass EINE Maske immer noch besser schützt als KEINE Maske! Außerdem erhoffe ich mir durch das Tragen einer Schutzmaske einfach den Effekt, dass die Leute aus Angst vor einer möglichen Ansteckung einfach ein bißchen mehr auf Abstand zu mir bleiben, als sie es ohne Maske (leider nicht) tun.
Da es auf dem freien Markt aber praktisch keine Atemschutzmasken mehr für den Endverbraucher gibt, habe ich meine Nähmaschine auf den Tisch gestellt und in meiner Stoffkiste gekramt.


Anleitungen für Atemschutzmasken gibt es im Netz derzeit zu Hauf. Man braucht nur bei Google oder Youtube den Begriff "Schutzmaske nähen" eingeben. Es gibt ganz unterschiedliche Tutorials und ein jeder kann sich das passende für seine persönlichen Vorlieben, Fähigkeiten oder Materialvorräte aussuchen. Auch ohne Nähmaschine kann man sich Atemschutzmasken anfertigen und findet dafür ebenfalls entsprechende Anleitungen.
Ich persönlich habe mich im groben und ganzen an ⇨ DIESES TUTORIAL gehalten. Jedoch auch kleine persönliche Veränderungen eingefügt. Leider hat sich diese Anleitung auf die große Masse gesehen aber als recht mühsam und aufwendig erwiesen, so dass ich wirklich eine ganze Woche jeden Tag an der Nähmaschine gesessen habe.
Inzwischen gibt es auch eine ⇨ vereinfachte Version, welche ich jedoch nicht mehr getestet habe.

Im ersten Durchgang habe ich 50 Atemschutzmasken für Erwachsene, und 6 für kleinere Kinder angefertigt. Nachdem meine eigene Familie sich ausreichend Masken beiseite legen durfte habe ich den Rest an Freunde, Familie und Nachbarn verteilt. Jeder Mensch der mir irgendwie wichtig ist, hat von mir je drei Atemschutzmasken bekommen.  Und wirklich Jeder hat sich gefreut als wäre Weihnachten, Ostern und Geburtstag auf einen Tag gefallen!
Leider waren es immer noch nicht genug, und so werde ich wohl weitere 20 bis 30 Masken nähen.


Ebenso wie bei Wolle, achte ich auch bei Stoffen stets auf gute und stabile Qualitäten. So konnte ich für meine Masken auf eine bunte Vielfalt von hochwertigen Baumwollstoffen zurück greifen, die nach meinen Recherchen doppelt gelegt eine Filterfähigkeit von bis zu 70% erreichen sollten.
Aus praktischen Gründen hatte ich mich für eine Variante ohne Bänder, dafür aber mit Gummiband für hinter die Ohren entschieden. Die Masken sollten schnell und unkompliziert jederzeit an- und ausgezogen werden können. Außerdem habe ich mich für schwarzes Gummiband entschieden, damit es nicht so schnell unansehnlich wird.


Ich habe meine Masken etwas größer gemacht, als in den meisten Anleitungen angegeben ist. Mir war es wichtig dass die Masken möglichst viel Gesicht abdecken, um somit das Risiko dafür dass Aerosole über die  unbedeckten Seiten eingeatmet werden können weiter zu verringern.
Darüber hinaus habe ich auf der Nasenseite einen dünnen Draht in den Saum eingearbeitet, um die Maske auf die Nase anpassen zu können. Was im übrigen bei Brillenträgern auch verhindert dass ständig die Brille von innen beschlägt.
Nur bei den Kindermasken habe ich auf diesen Draht verzichtet. Zum einen weil in dieser Mini Variante dafür einfach nicht genug Spielraum war, zum anderen weil Kinder meist noch ein sehr flaches Gesicht ohne markante Nase haben.


Meine Jungs waren so freundlich und haben ganz kurz für mich mit den Masken auf dem Balkon gemodelt, damit ihr auch sehen könnt wie die Masken sitzen.


Die Schutzwirkung der Masken ist übrigens phänomenal!

Noch letzte Woche sind mir immer wieder Leute in Warteschlangen, oder im Supermarkt, empfindlich zu nahe gekommen. Besonders auffällig dabei war, dass es genau jene Bevölkerungsgruppe war die es angeblich zu schützen gilt. Also die etwas älteren und betagteren Herrschaften. Habe ich dann freundlich um etwas mehr Abstand gebeten, wurden es leider fast immer recht unschön! Es scheint als wäre es diesen Leuten irgendwie egal. Leider übersehen sie dabei dass sie mit ihrem Verhalten auch jüngere Leute, die ein erhöhtes Risiko haben, unnötig in Gefahr bringen.

Genau jene Leute gucken mich nun wenn ich eine Maske trage mit weit aufgerissen Augen an, und gehen dann völlig entsetzt auf Abstand. Yeah, Ziel erreicht! Es ist als würde allein das Tragen der Maske eindrücklich daran erinnern dass es derzeit Unklug ist jemanden auf die Pelle zu rücken.


Wir tragen die Masken übrigens in Kombination mit Einmalhandschuhen!
Meiner Meinung nach ist nur so ein ausreichender Schutz gegeben. Sowohl im ÖPNV als auch beim Einkauf kommt man nicht umhin diverse Oberflächen zu berühren. Derzeit gibt es noch keine zuverlässigen Studien darüber ob und wie lange Corona Viren auf Oberflächen überleben können, aber es gibt Hinweise darauf dass sie sich zumindest auf glatten Oberflächen (Haltestangen und Einkaufswagen) doch eine Weile länger halten können.
Ich habe uns auf der Komode im Flur eine kleine Hygiene Station aufgebaut. Dort stehen jetzt neben Taschentüchern die Atemschutzmasken und die Einmalhandschuhe. Wir gehen ohne diese Utensilien praktisch nicht mehr vor die Türe. Außerdem habe ich eine Sammelkiste für die gebrauchten Schutzmasken im Bad aufgestellt, welches gleich gegenüber unserer Wohnungstüre liegt. Kommen wir heim, geht der erste Gang nun ins Bad, Schutzmaske ablegen und Handschuhe entsorgen, und danach sofort die Hände waschen noch bevor wir andere Räume der Wohnung betreten.


Man braucht die Schutzmasken übrigens nicht zwingend zu Desinfizieren oder gar zu sterilisieren.
Die Schutzmasken sind für den nicht medizinischen privaten Einsatz gedacht, und müssen daher nicht zwingend wie ein OP Tuch behandelt werden. Mal ganz davon abgesehen, dass jede Sterilität sofort verloren geht wenn man die Masken mit den Händen berührt oder irgendwo nicht steril in die Schublade legt.
Das Virus besteht aus Fetten und einer Eiweißhülle. Ganz normales Waschen reicht völlig aus, ebenso wie ganz normales Händewaschen völlig ausreicht. Wer nach dem Waschen mit dem Bügeleisen die Falten wieder in Form bringt, und die Masken dabei kurz dämpft, macht damit auch dem letztem noch vorgandendem Keim den Garaus.


Ich hoffe ihr bleibt alle Gesund und übersteht die nächsten Wochen unbeschadet.




1 Kommentar:

  1. Toll! Mir gefällt die Maske auf dem vorletzten Bild sehr gut. Wenn der Stoff die Viren nicht abhält, fressen die Spinnen den Rest! :) Nein, wirklich, eine schöne Aktion. Ich habe gerade meine Nähmaschine an eine Kollegin verliehen, die auch Masken nähen möchte. Ich selbst bin ja nicht so die Näherin und hab mein Maschinchen mindestens 10 Jahre, wenn nicht länger, vernachlässigt. Insofern bin ich froh, dass damit mal wieder genäht wird, und momentan sogar sehr sinnvoll.

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