Samstag, 19. Januar 2019

Eine Reise nach Zeeland (4)

Denke ich an Zeeland, dann erinnere ich mich vor allem an das fantastische Licht dort.
Es war ein wenig wie goldener Herbst, nur um etliche Nuancen heller. Selbst die Dunkelheit in der Nacht war um einiges intensiver. Was eigentlich nicht weiter verwunderlich ist, denn in Zeeland gibt es weder die Luft- noch die Lichtverschmutzung die ein Großstadtmensch üblicherweise gewohnt ist.


Nun haben offenbar speziell Fotografen aber auch ein besonderes Faible für Licht, bzw. für Lichtverhältnisse. Und so ziemlich jeder im persönlichen Umfeld eines Fotografen wird dies wohl bestätigen können. Ich sag nur: "Boah, guck mal, dieses LICHT!"

Beschäftigt man sich mit der Fotografie, sind das Auge und auch das Bewusstsein irgendwann darauf trainiert Dinge und Nuancen zu erkennen, die kaum ein normaler nicht fotografierender Mensch wahr nimmt.


Wie sage ich immer? Fotografen Augen sehen einfach mehr.
Mehr Details, mehr Licht, mehr Farben und mehr Nuancen. Ganz besonders wenn wir in unseren Flow geraten. (Ein Umstand, der mich irgendwann zu Frau Photoauge werden ließ.) Und so war es auch in Zeeland.
Zeeland war für mich eine Reise, die ich mit all meinen Sinnen erlebt habe.


In Zeeland habe ich noch am ersten Abend beginnen können zu entspannen.
Für eine ganze Woche habe ich meine Sorgen und Probleme einfach von mir schieben und vergessen können. In Zeeland war ich so sehr geerdet, wie selten zuvor in meinem Leben.


Kein Problem löst sich, nur weil man kurz am Meer steht. Und sie werden auch nicht wirklich kleiner. Aber steht man am Meer, kommt man unweigerlich ganz tief runter. Es ist sehr mediativ, und alles was man im Kopf hat wird einfach total unwichtig und nichtssagend.


In Zeeland habe ich den grandiosesten Sonnenuntergang erlebt, den ich je gesehen habe! Dabei fing es zunächst ganz unspektakulär an.


Doch dann veränderte sich die leichte Schleierbewölkung am Himmel, und die Farben veränderten sich.


Innerhalb von Minuten leuchtete der Himmel in einem kräftigen gold und orange in gefühlten zig unterschiedlichen Nuancen.


Als die Sonne begann den Horizont zu berühren, verblassten die Farben schlagartig.


Doch nur eine Minute später bot sich uns das nächste Farbspektakel!


Dieses Erlebnis war ebenso beeindruckend wie ergreifend. Und oftmals habe ich auch einfach nur mit der Kamera in der Hand da gestanden, war völlig sprachlos und dachte mir einfach nur WOW!
Als die Sonne dann endgültig hinter dem Horizont verschwand, war es geühlt schlagartig um 10°C Grad kühler. Auch das habe ich so noch nie erlebt. Ein letztes Bild habe ich noch gemacht, dann haben wir uns schnell ins warme Ferienhaus verzogen und lecker gekocht.


An jedem Morgen habe ich als erstes aus dem Fenster meines Schlafzimmers geguckt, und Augenblicklich dieses Bullerbü Gefühl erlebt. So ruhig war es dort, so friedlich, und so harmonisch.


Doch Zeeland konnte auch anders.
Eines Abends zogen dicke graue schwere Sturmwolken über den Dächern auf.


Über Nacht und auch am nächsten Tag hat es viel geregnet, und dazu mächtig gestürmt. Gestört hat uns das nicht. Wir sind trotzdem zum Strand gefahren. Das Meer bei Sturm muss man eben auch einmal erlebt haben.


Der Vorteil eines solchen Sturms? Man hat den Strand fast für sich alleine!
Ein paar Einheimische und Hundebesitzer waren zwar unterwegs, aber kaum andere Touristen.


Den Strand und das Meer fast für sich alleine zu haben ist ein sehr erhabenes und eindrückliches Gefühl.


Sturm am Strand sollte man unbedingt einmal erlebt haben!
Der Wind wirft einem eine Mischung aus Feuchtigkeit, Sand und Salz frontal ins Gesicht. Kommunikation wird fast unmöglich, weil der Wind jeden einzelnen Buchstaben von den Lippen reißt. Die Wellen türmen sich auf, das Meer schäumt, und dazu in ohrenbetäubendes Rauschen!


Und schneller als man sich zurück ziehen kann, holt man sich nasse Füße!
Mehr als einmal wohlgemerkt. Aber nachdem die Füße einmal komplett überspült waren, waren mir die anderen male dann auch egal.


Sturm ist dann, wenn selbst die Möwen zu Fuß zu gehen!


Und dann, noch während eines Regenschauers, rieß hinter uns plötzlich die Wolkendecke auf und zauberte surreal wirkende Lichtverhältnisse herbei.


Plötzlich hatten wir blauen Himmel und beeindruckende Wolkenformationen wurden sichtbar.


Hinter uns ein Regenbogen.


Und für fünf Minuten erlaubte es der plötzliche Sonnenschein ein paar klassische Touristenbilder zu machen.


Die Kamera hat nach diesem Tag zum ersten mal eine richtige gründliche Reinigung gebraucht. Aber unsere Gesichtshaut fühlte sich dafür wie nach einem erfrischenden Peeling an. Vermutlich war es das auch. Ein Wind, Wasser, Sand und Salz Peeling auf natürlicher Basis.


An einem anderen Tag mit schönerem Wetter haben wir uns auf gemacht, um einen Leuchtturm zu suchen.


Dafür sind wir zunächst über das Sturmflutwehr an der Oosterschelde gefahren und haben den Deltapark Neeltje Jans durchquert.
Man sagt ja immer, wenn die Holländer eins so richtig gut können dann sei das der Deichbau.
Nun, wenn man bedenkt wie viele Bereiche der Niederlande eigentlich unterhalb des Meeresspiegels liegen, ist die Fähigkeit zum Deichbau wohl essentiell. Trotzdem sind es sehr beeindruckende Anlagen, die man da überquert.


Auf unserer Suche nach einem fotogenen Leuchtturm sind wir an blühenden Rapsfeldern vorbei gekommen. Im Oktober!


Und immer wieder haben wir diese knorrigen, aber wunderschönen Bäume am Straßenrand gesehen.


Was darf natürlich bei einer solchen Reise nicht fehlten?
Ganz klar, die Windmühlen!


Eigentlich alle Windmühlen die wir gesehen haben, wirkten sehr gepflegt. Und die meisten waren sogar in Betrieb. Das sieht bei unseren historischen Bauwerken ja leider oftmals anders aus.


Sehr fasziniert hat mich auch der meterhohe Dünenkamm gleich neben der Küstenstraße.
Direkt dahinter war das Meer. Je nachdem wie der Wind stand, konnte man das salzige Meerwasser regelrecht riechen. Aber wie ich bereits erwähnte, Küstenschutz können die Holländer eben!


Und dann, hinter Domburg und noch vor Westkapelle, haben wir den Leuchtturm gefunden.


Es wäre ja schön gewesen, wenn ich hier irgendwie ein paar Socken hätte shooten können. Oder zumindest ein Tuch. Doch dafür war es leider viel zu windig.
Aber ein nettes Touristenfoto mit der farblich passenden Knutschkugel von Frau Eule hat ja auch einen gewissen Wert.


Auf der Rückfahrt haben wir uns viel Zeit gelassen und die Umgebung um Domburg herum erkundet. Wobei Umgebung eigentlich zu viel gesagt wäre, denn wir haben uns meist nur am Strand und zwischen den Buhnen aufgehalten.


Hier habe ich eine unglaubliche Vielfalt an Muscheln gefunden, die in den tollsten Farben geleuchtet haben.


Am Horizont kreuzten große Frachtschiffe hin und her. Und während ich versuchte möglichst dramatische Bilder von Wellen mit Schiffen zu machen, beschäftige sich mein Hirn gleichzeitig mit der Frage der nautischen Navigation.


Auch wenn dieses Bild so aus sieht, als hätte ich direkt im Wasser gestanden, so habe ich doch nur stark heran gezoomt. Dort vorne hätte sich wohl kaum ein Mensch in dem Wellengang lange auf den Füßen halten können. Und ich wollte endlich einmal wissen was die Kamera so alles kann.


Während der einen Woche  Zeeland Urlaub habe ich die Nikon insgesamt besser kennen gelernt als in den Monaten zuvor. Learning by doing, ist doch immer noch die beste Methode. Und die Kamera kann vieles. Vor allem Outdoor, im offenen Gelände mit weiter Sicht, liegen ihre Stärken.


Ein bunter flirrender Drachen vor blauen Himmel.
Dieses Motiv war irre weit weg und winzig klein, vor einem unendlichen blauen Himmel ohne jede weitere Möglichkeit zum Fokussieren. Kein Problem für die Nikon. Ich war echt beeindruckt!


Möwe im Vordergrund scharf, mit Unschärfe im Hintergrund.
Es gab unzählige Möglichkeiten die Kamera und die eigenen Fähigkeiten zu testen.


Ebenso wie das fantastische Licht werden mir die Treppen zum Strand und die Buhnen in Erinnerung bleiben. Die Treppen bieten wirklich tolle Perspektiven und man kann z.B. unglaublich mit Fluchtpunkten im Bild spielen.


An einer dieser Treppen habe ich aber auch zum ersten mal aktiv gespürt dass meine allgemeine Gesundheit sich inzwischen so weit verbessert hatte, dass ich mich langsam wieder meiner früheren Fitness an näherte. Denn diese Treppe hier war überraschenderweise überhaupt kein Problem mehr für mich, und oben angelangt wurde ich sogar angesprochen dass ich ja ganz schön viel Schwung hätte.


Auch die Buhnen bieten tolle Perspektiven und unendliche Möglichkeiten der Fotografie. Hier ein paar Bilder, die ich mir sofort in Riesengroß an die Wand hängen könnte:


Fun Fact am Rande:
Natürlich habe ich mir auch hier wieder nasse Füße geholt. So eine Welle ist halt sehr viel schneller, als wie man fotografieren und dann auch noch weg rennen könnte. Hat mich aber auch nicht sonderlich gestört. Nur sollte man zwischen den Buhnen wirklich nicht zu weit hinein gehen. Die Wellen haben hier eine immense Sogwirkung, und der Sand ist auch alles andere als stabil und tragfähig.


Am letzten Tag unseres Aufenthalts waren wir in der kleinen Hafenstadt Zierikzee.


Schön war es dort. Mit ganz typischen holländischen Ansichten. So wie man es aus Reisejournalen kennt. Aber egal ob mit oder ohne Kamera, als Tourist kommt man in diesem hübschen Städtchen voll auf seine Kosten.


Nachdem wir aber mehr oder weniger sechs Tage lang in Stille und Zweisamkeit verbracht haben, waren mir die (gar nicht mal so vielen) Menschen fast schon wieder zu viel. Und besonders die deutschen Mit-Touristen sind mir oft unangenehm ins Auge gestochen.  Ich war ehrlich froh wie wir Abends wieder in unserem Ferienhäuschen waren.


Insgesamt hat mir diese eine Woche in Zeeland unglaublich viel gebracht. Und auch gesundheitlich bin ich hier einen riesigen Schritt nach vorne gekommen.
Wieder zu Hause war der Gatte sehr erstaunt darüber wie erholt ich wirkte. Ich dagegen hatte wahnsinnig Mühe mich zu Hause wieder ein zu leben und habe einige Tage gebraucht um wieder im Alltag an zu kommen.


Und wer nach vier Blogberichten NOCH MEHR Zeeland sehen will, der ist herzlich eingeladen sich durch ⇨ das Webalbum zu klicken.


2 Kommentare:

  1. Hallo,

    ich fand Zeeland auch wunderschön. Ich bin sowieso ein Hollandfan. Als ich sechs Jahre alt war, habe ich auf so einem Deich (Afsluitdijk) meinen ganz neuen aufblasbaren Delfin verloren.
    Der Sand an den Stränden von Zeeland ist so schön fein. Du hast wirklich einen schönen Urlaub gehabt. Ich hoffe du machst das mal wieder für dich.
    Viele Grüße
    Fiene

    AntwortenLöschen
  2. Soo schön, dieser Post. War auch schon des öfteren dort. Ist immer wieder eine Reise wert.
    LG
    Angelika

    AntwortenLöschen

Werte Blogleser

Dieser Blog ist mit Blogspot, einem Googleprodukt, erstellt und wird von Google gehostet.
Es gelten die Datenschutzerklärung & Nutzungsbedingungen für Googleprodukte.

Die Kommentar Funktion steht nur registrierten Googlen Nutzern zur Verfügung. Kommentare von anonymen Nutzern werden NICHT frei gegeben!

Mit Abschicken des Kommentares erklärt ihr euch einverstanden, dass die gemachten Angaben zu Name, Email, ggf. Homepage und die Nachricht selber, durch diese Webseite gespeichert werden. Kommentare, die Direktlinks zu unbekannten, bzw. unersichtlichen Seiten oder beleidigende und diffamierende Inhalte enthalten, werden direkt gelöscht.

Weitere Informationen findet ihr in der Datenschutzerklärung.


Danke für euer Verständnis